Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 555
(PDF, 169 MB)
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— 555

In diesem Geist gemeiner und schrankenloser Selbstsucht erkennen wir das
Übel, an dem unsere Zeit krankt.

Soll dieser rasende Tanz um das goldne Kalb ungehindert
fortwähren, bis der letzte Rest von Menschenwürde im
Schmutze untergeht?

Erkennt man nicht, daß die höchsten Errungenschaften
europäischer Kultur, die heiligsten Güter der Menschheit
hierdurch ungleich mehr bedroht sind als durch die Völker
Asiens?

Vernichtet man nicht selbst der Menschheit höchste
Güter durch eine solche utilitarische Auffassung des Lebens,
und ist nicht das, was man als solche bezeichnet und gefährtet
glaubt, bloß Besitz und Macht?

Wenn jemand wirklich seine heiligsten Güter zu schützen hat, so sind es die
Völker Afrikas und Asiens.

Sie sind es, die vor allen die „Segnungen" unserer utilitarischen Kultur in einer
Weise zu fühlen bekommen, wie es sich im Rondo des Mephisto richtig geschildert
findet:

„Mammon schürzt die gold'nen Schlingen,
Und der Krieg, die Angst und Not,
Fluch, Verheerung, Sünd und Tod
Mit der Menschheit rastlos ringen.
Hell erglänzt der Holl' Metall,
Satan selbst führt an den Ball."

Aber nicht nur die außereuropäischen Völker, sondern
auch allen Europäern, denen die Erhaltung der wirklich
wertvollen Errungenschaften unserer Kultur am Herzen
liegt, wird es zur heiligsten Pflicht, diese zu schützen und
zu verhindern, daß sie in dem Schmutze einer zunehmenden Barbarei untergehen.

Die außereuropäischen Völker müssen wissen, daß die
eigentlichen Repräsentanten europäischer Kultur nicht mit
dem von grenzenloser Herrschsucht, Habgier und Genußsucht
fast wahnwitzig* gewordenen, entarteten Teil der europäischen
Menschheit identifiziert werden dürfen. Diese
Scheidung innerhalb der europäischen Völker in wirkliche
Kulturfreunde und kulturheuchelnde Barbaren würde am
besten durch eine internationale Organisation ihren Ausdruck
finden.

Wer aus immer welchen Gründen gegen die Barbarei nicht offen Protest einzulegen
wagt, muß sich dann wohl gefallen lassen, als ein Anhänger der Barbarei
betrachtet und für alle Greuel, die noch daraus hervorgehen werden, mit verantwortlich
gehalten zu werden. Es nützt nichts, gegen den Krieg zu protestieren oder
gegen einen grausamen Raubkrieg, wie wir ihn gegenwärtig erleben, sondern
gegen die niedere Gesinnung, deren natürliche Konsequenz
diese und ähnliche Verbrechen sind.

Eine solche Organisation aller wahren Kulturfreunde soll der Menschheit Gewissen
repräsentieren.

Wenn es ihm nicht gelingt, sich noch rechtzeitig Geltung zu verschaffen, so
werden Trümmerstätten spätere Geschlechter, die in der Geschichte mehr zu sehen
gelernt haben als ein bloßes Konglomerat von Herrschern, Kämpen und Jahreszahlen
belehren, daß eine einseitig materielle Kultur mit Ausschluß der geistigen und
sittlichen, trotz aller Machtentfaltung auf die Dauer nicht bestehen kann, sondern
mit ihrer Zerstörung endet,

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