Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 562
(PDF, 169 MB)
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dann unterläge sie derselben Gesetzmäßigkeit und wäre erkennbar wie
unsere Welt.« »Die Erfahrung zeigt uns nirgends in der Welt ein Ende,
nirgends einen Punkt, wo die Dinge begrenzt wären.« »Unendlich und
unbegrenzt wie unsere Welt ist demnach für uns die Möglichkeit ihrer
Erkenntnis.«

Das Bewußtsein von der unendlichen und unbegrenzten Möglichkeit
der Erkenntnis ist nun gewiß sehr erhebend. Aber man muß sich
natürlich immer vor Augen halten, daß selbst die exaktesten Methoden
der wissenschaftlichen Forschung absolut niemals einen Ueberblick über
das Ganze des unendlichen Welten-Daseins und -Geschehens zu verschaffen
vermögen und daß daher die durch sie gewonnenen Kenntnisse
auch über die einzelnen Teile jenes Ganzen schließlich stets unsicher
bleiben. Denn wer ein Ganzes nie betrachten und erforschen kann, wird
auch über dessen einzelne Teile nie absolute Klarheit haben! Man ist
also schon aus diesem Grunde gezwungen, sich damit abzufinden, daß
alle Resultate der exakten Forschung letzten Endes nur relativen Wert
haben können. Es hatte daher E. Mach recht, wenn er (in der Abhandlung
»Die Mechanik in ihrer Entwicklung«) vom Standpunkt der
exakten Naturforschung erklärte: »Die höchste Philosophie des Naturforschers
besteht eben darin, eine unvollendete Weltanschauung zu ertragen
und einer scheinbar abgeschlossenen, aber unzureichenden vorzuziehen.«

Letztere Einsicht birgt jedoch auch Gefahren in sich: die Gefahr
einer zum Stillstand neigenden wissenschaftlichen Genügsamkeit und die
Gefahr der von Schopenhauer und du Prel mit Recht getadelten
»metaphysischen Bedürfnislosigkeit«. Goethe sagt in dieser Hinsicht:
»Der Mensch muß bei dem Glauben beharren, daß das Unbegreifliche
begreiflich sei. Er würde sonst nicht forschen.« Und
wenn die Anhänger der vom Franzosen August Comte (t 1857) begründeten
und unter dem Namen »Positivismus« bekannten Philosophie
erklären, daß nicht die Erkenntnis des Weltalls, des Absoluten, Aufgabe
der Menschheit sei, sondern die Veredlung und Vervollkommnung des
irdischen Daseins, so läßt sich in einigen Sätzen etwa folgendes dazu
sagen. Die vorerwähnte tatsächliche Begrenztheit der exakten Forschung
und die Relativität des Wertes ihrer Resultate kann nicht bestritten werden
. Das Maß des durch die exakte Forschung innerhalb der ihr geraum
- und zeitlosen Ewigkeit aufgeschwungen hatten! Dadurch gibt die
moderne Wissenschaft zu, daß ein zeitliches Voraussehen möglich ist. Erinnern wir
uns daran, daß gerade auch in unseren Tagen ein Dr. W. Bormann, ein Dr. Max
Kemmerich die historische Realität der Prophezeiungen wissenschaftlich nachgewiesen
haben, so ersehen wir daraus, daß die moderne Wissenschaft sich eigentlich
schon der metaphysischen Weltanschauung zugewandt hat. Für den echten
wissenschaftlichen Forscher, der sich den neuesten Errungenschaften menschlicher Erkenntnis
nicht verschließt, gibt es also keine Gegensätze mehr zwischen Glauben und
Wissen, zwischen Physik und Metaphysik! (Die Schriftleitung.)


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