Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 564
(PDF, 169 MB)
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der Okkultismus zuerst gerade in den beiden Ländern Bedeutung erlangt
hat, von denen der Positivismus ausgegangen ist, nämlich in Frankreich
und England. Welch weitgehende Wellen durch die okkultistische
Strömung in den meisten Kulturländern veranlaßt worden sind, braucht
hier nicht betont zu werden.

Für die Geschichte des Okkultismus wäre es von Interesse, die
mannigfaltigen Spuren einzelner okkultistischer Gedanken auch bei solchen
Autoren aufzusuchen, die teils durchaus nicht, teils nicht eigentlich als
Okkultisten bezeichnet werden könnten. Es sei in dieser Hinsicht
wenigstens einiges angeführt.*) Es erklärte z. B. der Wiener Univers.-
Prof. Dr. M. Benedikt gelegentlich eines auf der 48. Versammlung
deutscher Naturforscher gehaltenen Vortrages: »Schon oft haben Künstler
Naturgesetze durch Intuition dargestellt, bevor es der Wissenschaft
gelang, sie zu formulieren.« — E. Mach hat (in seinen popul.-wissen-
schaftlichen Vorträgen gesagt, man solle nicht undankbar vergessen, »daß
die Keime der Gedanken, welche die Spezialforschung heute durchleuchten
..., sich in weit entlegenen Zeiten auf philosophische Quellen
zurückführen lassen«. Diese Quellen aber entsprangen aus genialer Intuition
, deren letzten Ursprung E. v. Hartmann in der Mystik beziehungsweise
im »Unbewußten» erblickt. Seitens des im Jahr 1910
verstorbenen amerikanischen Philosophen Prof. William James ist in
seiner letzten philosophischen Veröffentlichung (die kurz vor seinem Tod
im »Hibbert Journal« erschien) sogar erklärt worden, daß der Intellekt,
der alles ergründen zu können vermeint, allein nicht imstande sei, die
Rätsel des Seelenlebens zu lösen, sondern es müßten zum Studium dieser
Probleme noch andere Fähigkeiten als unsere derzeitigen Verstandeskräfte
entwickelt werden. Also okkulte Fähigkeiten! Und
der Berliner Professor Dr. M. Dessoir mußte gelegentlich seiner im
Oktober 1911 in der Wiener »Urania« über den Spiritismus gehaltenen
Vorträge wenigstens die Möglichkeit des Vorhandenseins okkulter Fähigkeiten
zugeben. — Prof. Dr. F. Auerbach aber meint (in der Schrift »Die
Grundbegriffe der modernen Naturlehre«, 1910), daß eine höhere Organisation
unseres Wesens und eine Erweiterung unseres Anschauungsvermögens
uns auch zu höheren und richtigeren Anschauungen
und Einsichten führen müßte. So ist er z. B. der Ansicht,
daß sich annehmen lasse, daß das, »was wir als Nacheinander, als ein
Geschehen auffassen, für ein höher organisiertes Wesen als vierte
Raumdimension, als ein Gleichzeitiges, als ein Nebeneinander dastehen
würde«. Ferner, daß »Raum und Zeit nur in Folge der Begrenztheit
unseres Anschauungsvermögens als wesensverschieden erscheinen, daß
sie aber für den unbeschränkten Intellekt wesensgleich sind«. Auf

*) Mehrere einschlägige Mitteilungen finden sich in meiner Schrift »Die Telepathie
« (Max Altmann, Leipzig, 1911).


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