Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 580
(PDF, 169 MB)
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Krajinski1) geht weiter und erklärt rund heraus, alle unsere Seelentätigkeit
beruht auf äußeren Reizen. Wohlgemerkt also auch die seelische
Tätigkeit, die wir im intuitiven Denken vorfinden. Kassowitz2) hält für
den Nervenvorgang allein das Hindurchleiten des Nervenzerfallprozesses
chemischer Natur, von einem Ende der Leitungsbahn zum anderen. Nun
ist aber wohl zu beachten, daß weder die motorischen — nach Untersuchungen
Wedenskis8) — noch die sensiblen (nach Langendorff*) (noch die
Hemmungsnerven, wie Szana gezeigt5), auch nur eine Spur von Ermüdung
durch ihre Tätigkeit erleiden. Ein Absurdum, das den unfehlbaren Schluß
hervorruft, daß der Nervenprozeß gar nicht in den Nerven selbst ruhen kann.
Wenn nun an anderer Stelle6) Bechterew die graue Hirnrinde geradezu eine
Sammelstelle für elektrische Energie nennt und andererseits die Ueber-
zeugung berücksichtigt, daß der Nerven- und Gehirnprozeß elektrischer
Natur sei, der gleichzeitig chemische Veränderungen hervorrufe, ohne die
Nerven zu ermüden, so bleibt nichts weiter übrig als sofort zu fragen, woher
diese Elektrizität komme? Daß Elektrizität Zerfallprodukte hervorrufen kann,
wissen wir aus der Chemie zur Genüge. Die chemischen Begleiterscheinungen
in Nerven sind also nicht wunderbar. Merkwürdig wäre es
nur, wenn selber der Nerv und das Gehirn die Elektrizität erzeugen sollten,
ohne an sich Ermüdungen aufzuweisen, sofern diese Ermüdungen im Prozesse
selber liegen. Allerdings ermüdet das Gehirn durch Arbeit. Diese
Arbeit stammt aber nicht aus seinem Inneren, sondern die Arbeitsermüdung
kommt durch peripherische Reize zustande. Man trifft dann jene andere
Meinung, daß psychische Prozesse Reizreaktionen von außen her sind. Mithin
stünden sich die beiden Ansichten nicht feindlich gegenüber. Vielmehr
ließen sie sich sehr trefflich zu einer Gesamthypothese vereinigen. Man
sagt: alles Geistige stammt von außen und ist im Wesen elektrischer
Natur. Der Verlauf wäre, daß ein peripherer elektrischer Reiz sich im
Inneren fortpflanzt, dabei chemische Nebenerscheinungen erzeugt und
im Gehirn als Empfindung, als Gedanke erscheint. Das Problem, wie
Sinneseindrücke anderer Art zu Gedanken, zu Begriffen werden, würde
sich wesentlich vereinfachen, wenn man den Gedanken selbst als
Energie setzt. Die Umwandlung von Lichtenergie in elektrische,
anders gesagt in Bewußtseinsenergie, hätte zumindest eine physikalische
Erklärungsmöglichkeit für sich. Freilich, so ganz ohne weiteres darf man
nicht sagen, Gedanken sind elektrischer Natur. Vielmehr wird man die
Gedankenenergie als eine der Elektrizität naheliegende anzusehen haben,
aus Gründen, die ich hier nicht erörtern kann. Sei dem wie es wolle
und lassen wir einmal den zu unpräzise gewählten Ausdruck »elektrische

') Das Qesetz d. Erh. der Energie in s. Anwend. auf die Seelentätigk. Charkow 1897.

2) Allg. Biologie, Wien 1906.

3) Centrbl. f. d. mediz. Wissensch. 1884, S. 65.
*) dsgl. 1891, S. 146.

5) Arch. f. Phys. u. Anat. Ph. Abt. 1891, H. 3—4.

«) Psyche und Leben, Wiesbaden, 1909, 2. Aufl. S. 163.


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