Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 583
(PDF, 169 MB)
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ahnen, geliefert hat. Er hat, und mit ihm viele andere, nachgewiesen,
daß jede Muskelanstrengung, etwa ein Händedruck, eine Arbeitsleistung
mechanischer Art, von Pupillenerweiterung beim Menschen begleitet ist.
Und nun kommt das Seltsame: nicht nur solche physischen Vorgänge
bewirken diese Irisbewegung, sondern ebenso alle geistigen. Und Bumke
erklärt offen (S. 60 ff.), daß überhaupt jedes lebhafte geistige Geschehen,
die psychische Anstrengung, jeder Willensimpuls, ob er nun eine Muskelreaktion
zur Folge hat oder nicht, jedes Anspannen der Aufmerksamkeit,
jede lebhafte Vorstellung, gleichviel welchen Inhaltes, und namentlich jeder
Affekt ebensowohl eine Pupillenerweiterung bewirkt, wie jeder dem Gehirn
von der Peripherie zufließende sensible Reiz, Klarer kann es wohl nicht
ausgesprochen werden, daß der Gedanke genau wie sensible Reize wirkt.
Und wenn Bumke den Schluß nicht zieht, daß er auch dasselbe sei, so
liegt das einmal an der Aufgabe seines Werkes, sodann wohl in der Scheu,
eine derartige Kühnheit auszusprechen. Abgesehen davon, daß unter
diesem Gesichtspunkt auch zum Beispiel der Wille ganz anderes Ansehen
bekommt, obwohl er wohl eher Begleiterscheinung als Bedingung der
Pupillenbewegung ist, denn jede Willensanstrengung ist mit Denken verknüpft
, so erscheint mir aus einem weiteren Grunde die Ansicht, der
Gedanke intuitiver Natur komme von außen her, gar nicht so sehr
befremdend. Bekanntlich sind unsere psychischen Vorgänge mit Blutkreislaufveränderungen
im Gehirn verknüpft, wie wir seit Mosso1) genau
wissen. Wenn wir auch in letzter Zeit über diese Erscheinung an sich
noch viel genauer orientiert wurden — ich komme sogleich darauf zurück
— so ist eines recht beachtenswert. Wir haben nämlich durch die
Experimente Bergers2) erfahren, daß zeitlich diese Begleiterscheinungen
nachfolgen und nicht, wie es früher hieß, vorher oder auch nur
gleichzeitig eintreten. Erst ist ein Psychisches vorhanden, und
dieses ruft gewisse Veränderungen in der Blutverteilung, daneben im
inneren Nervenzustand hervor. Woher stammt dieses Erste, das
psychische Element? Und wie kommt es, daß alle Forscher von der
physiologischen Richtung, wie der genannte Bechterew (s. o. S. 43), stets
Außeneinflüsse als letzte Ursache psychischer Erscheinungen anzunehmen
meinen? Die Möglichkeit einer sinnlichen Geisteserklärung ist nicht von
der Hand zu weisen. Ja, vereint man alle genannten höchst seltsamen
Forschungsergebnisse, so scheint es fast selbstverständlich zu werden.
Freilich, bisher haben die einzelnen Zweige der Untersuchungen für sich,
und ohne von einander zu ahnen, geforscht Warum sollte man aber
nicht diese Fäden zu einem Gewebe verknüpfen? Ist der Gedanke von
außen kommend, so erklärt sich daher auch das, was ich als Thema gewählt
hatte: der Automatismus geistiger Erscheinungen. Physiologisch

*) Der Kreislauf des Blutes im menschlichen Gehirn. Leipzig, 1889.

2) Zur Lehre v. d. Blutzirkulation i. d. Schädelhöhle d. Menschen. Jena 1901.


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