Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 584
(PDF, 169 MB)
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war gezeigt, daß man zu einer Annahme eines Denksinnes kommen kann,
wenn man die Forschungen geeignet zusammenstellt. Psychologisch
braucht man aber nur auf jenen uns allbekannten Automatismus hinzuweisen
, um die Hypothese fast sicher zu machen und um den Automatismus
selbst irgendwie zu erklären. Jene rätselhaften Vorgänge des
Hypnotismus, der Ekstase, der genialen Geistestätigkeit, sie alle sind
leicht verständlich, wenn man im Gegensatze zur bisherigen Meinung umkehrt
und sagt, diese Phänomene sind nicht Produkte des Ichs, sondern
sind Reflexe auf Außenreize. Es wäre wenigstens doch eine Erklärung,
während man bisher solche Merkwürdigkeiten übersehen oder eben unerklärt
gelassen hat. Was den Künstler und Denker überkommt, ist ein
Eindruck von außen, ein Wahrnehmen von Gedankenenergie. Und so
müssen eben diese Vorgänge, weil sie abseits vom Menschen stehen,
willenlos, automatisch uns überkommen. Gleichwie wir sehen, hören und
fühlen müssen, müssen wir auch denken. Das hängt mit unserem Ich
nicht zusammen. Wir empfangen nur, wir schaffen im großen und
ganzen nicht. Wir können, nach der Erfahrung, nicht einmal mit Absicht
Schlüsse ziehen, das heißt, verschiedene Gedanken verbinden. Und da
wagten wir es, die Welträtsel zu lösen! Adamkiewicz hat Recht, wenn
er sagt, unser Denken reiche nie über die Sinnenwelt hinaus.1) Das
kann es ja nach der neuen Auffassung nicht. Wir sind eben alle Zeit
an den Automatismus gebunden. Wir denken nicht, wir werden gedenkt.

Eine kurze Bemerkung noch über die Frage, womit wir denn nun
wohl diese Gedankenenergie empfinden ? Wie das Ohr, das Auge, die
Haut Sinnesorgane sind, so müßten wir auch für das Denken solche Organe
besitzen. Man wird sofort sagen: das Gehirn. Doch scheint mir das
falsch. Das Gehirn ist Sammelstelle für die gesamten Sinneseindrücke
der verschiedensten Art, Transformator der Energieen. Mir scheint es
richtiger, im sympathischen Nervensystem das Sinnesorgan für die Bewußtseinsenergie
anzunehmen. Es wäre eine Abhandlung für sich, die
Gründe dafür zu erklären. Nur kurz soviel: Einmal wissen wir, daß dieses
System automatisch wirkt. Ich sprach schon oben davon, und die ähnlichen
Erscheinungen, die das sympathische System physiologisch leistet,
kann es auch psychologisch bewirken: nämlich Erwecken aller automatischen
, unterbewußten Momente. Und wir wissen genau, daß diese
Nervenstränge einen automatischen Tonus an sich nicht unterhalten 2)?
wenn sie nicht irgend wie noch Reize empfangen. Von ganz allein
funktionieren sie nicht, wohl aber abgetrennt vom Großhirn. Eine sehr
merkwürdige Erscheinung dagegen erweist sich meines Erachtens als
ein noch besseres Erklärungsstück für die Wichtigkeit der sympathischen

*) Adamkiewicz, Ueber d. unbew. Denken u. d. Gedankensehen, Wien, 1904, S. 19.
2) P. Schultz, Phys. d. sympath. Ganglien, Arch. f. Ph. u. A., Ph. Abt., 1898,
Heft 1—2.


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