Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 595
(PDF, 169 MB)
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dieser hatte sie zuerst gesehen) schon einige Hiebe auf die Rockschösse
gespürt zu haben. Zwei mit einem ziemlich dicken Stock geführte Hiebe
hatten die Spirale aufgelöst.

Ich faßte die nun scheinbar tote Schlange beim Schwänze und hob
sie in die Höhe, um sie zu betrachten. Ich kenne unsere deutsche Kreuzotter
genau und nehme jetzt keinen Anstand, unsere Beute in ihre Familie
zu versetzen. Die Haut war nicht schön koloriert, doch sehr regelmäßig
gezeichnet, und wir kamen überein, diese abzustreifen. Bildhauer Theis
übernahm es, die Schlange zu diesem Zwecke festzuhalten, und wir setzten
uns, und zwar unglücklicherweise wieder ins Gras.

Zuerst jedoch wurde ein Stock in Länge und Dicke der Schlange
zugeschnitten, um die abgezogene Haut gleich darüber ziehen zu können.
So für alles vorgesorgt, begannen wir unsere Arbeit.

Der erste Schnitt am Halse jedoch brachte der Schlange zum
Bewußtsein, was mit ihr geschehen sollte, denn wütend und blutend
schlug sie vor Schmerz den Kopf mit geöffnetem Maul um sich, und
ehe wir es weder wußten noch verhindern konnten hatte Th. einen
Biß in der Oberfläche der Hand und ich, da ich die Unterärmel aufgerollt
hatte, im linken Unterarm. Wir spürten dies an einem flüchtigen Brennen
der Wunde, denn sie war kaum dem Auge erkenntlich und gerade wie
von feinen Rosendornen verursacht. Wir ließen uns, da wir die Schlange
nicht kannten, an unserer Blutarbeit nicht hindern, und in kaum einer
Viertelstunde war der Stock mit einer Schlangenhaut überzogen. Nun
erhoben wir uns und kehrten zurück nach Fredericksborg.

Jedoch schon auf dem Wege wollte ich ein Gefühl von Steifigkeit
mit fortwährendem Brennen der kleinen Wunde bemerkt haben, schwieg
aber, um keinen unnötigen Lärm zu verursachen. Th. rieb fortwährend
seine Hand, ohne etwas sagen. Eine Viertelstunde später stellte sich
auch eine Not zum Brechen, sowie Ohrensausen und Befangenheit des
Kopfes ein. Da ich jedoch seit 5—7 Jahren an Kongestionen nach Brust
und Kopf leide, so schob ich dies darauf. Endlich begann auch Th.
sich über diese Zufälle zu beklagen, doch auch ohne weiteres als die
brennende Hitze als Grund davon anzugeben. Meine Heiterkeit verließ
mich und das angestimmte Lied: »Wer hat dich, du schöner Wald«
konnten wir beide nicht mitsingen. Die Steifigkeit nebst Spannung meines
Armes nahm immer mehr zu.

Ungefähr fünf Minuten vom Schlosse entfernt liegt die Königsquelle,
ein sieben Fuß hoher Obelisk, auf dessen Fußgestell ein bronzener
Neptunskopf Wasser speit. Hier wurde Rast gemacht um zu trinken;
ein eben daselbst trinkender Bauer trat beim Anblick der vermeintlichen
Schlange, die Bildhauer R. trophäenartig trug, entsetzt zurück, indem er
halblaut rief: »Der er en Huckorm« (das ist ein Hauwurm). Jetzt erst
kehrte Besinnung bei uns ein, die bei ruhiger Ueberlegung in verwirrte
Bestürzung überging, denn diese Schlange war die gefürchtetste dänische

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