Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 605
(PDF, 169 MB)
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verständiger Dr. Pelnar: „Das kann man bei jedem Hysterischen machen, das ist
keine Hypnose.1' — Dr. Wiener hängt sich nun an den ausgestreckten Arm des Hypnotisierten
, ohne den Arm aus seiner Lage zu bringen. Der Hypnotisierte steht starr
da, nur verstärkt sich sein Schnaufen zum Röcheln. Die medizinischen Sachverständigen
konstatieren beim Angeklagten vollständige Anästhesie und Pupillenstarre
. Auf Verlangen des Präsidenten wird der Angeklagte aus der Hypnose erweckt
. Dr. Wiener bläst ihm leicht über das Qesicht. Der Angeklagte zuckt zusammen
und fällt schwer auf seinen Sessel nieder. Eine Weile herrscht lautlose
Stille. Dann hört man, wie der Angeklagte leise seinen Hausarzt fragt: „Was ist
denn? Ich blute ja an der Hand?" (Bewegung im Auditorium.) Der Verteidiger
bittet, den Angeklagten einen Augenblick aus dem Qerichtssaal zu entfernen, und
stellte dann den Antrag, der Gerichtshof möge den Dr. Wiener ermächtigen, dem
Angeklagten in der Hypnose einen Auftrag für die nächste Verhandlung zu erteilen,
um sich davon zu überzeugen, daß die Erfüllung dieses Auftrages im Trancezustand
ganz den Eindruck des Normalen mache. Auf die Frage eines Beisitzers, wie lange
hypnotische Befehle wirksam wären, erwidert Dr. Wiener: „Oft mehrere Wochen, ja
Monate. Die Fachliteratur kenne solche Fäll e." In diesem Augenblick
hört man Lärm vom Korridor, ein Gerichtsdiener meldet, dem Angeklagten sei
etwas geschehen. Die Ärzte stürzen hinaus und kehren mit der Nachricht zurück,
der Angeklagte sei wieder in hypnotischen Schlaf versunken, doch habe Dr. Wiener
ihn geweckt.

An eine Weiterführung der Verhandlung war nicht zu denken. Sie wurde
auf den nächsten Tag vertagt, und als sich dort die hypnotischen Erscheinungen wiederholten
, stellte der Staatsanwalt selbst den Antrag auf Einholung
eines Fakultätsgutachtens der Prager Universität.
Bis zu dessen Eintreffen wurde die Verhandlung vertagt.

Ferdinand der Abergläubische. Am bulgarischen Königshofe wird zurzeit, wie
die „National-Zeitung" berichtet, ein merkwürdiger Vorfall lebhaft besprochen.
Vor seiner Abreise ins Ausland wollte König Ferdinand einige Schriftstücke unterzeichnen
und wünschte, daß die Gegenzeichnung des Ministers um zwei Tage hinausgeschoben
würde. Der Ministerpräsident Goschow aber faßte dieses etwas ungewöhnliche
Verlangen als eine Äußerung des Mißtrauens auf und drohte mit Demission.
Der König aber klärte die ^Angelegenheit alsbald auf: er ist nämlich sehr abergläubisch
und will an einem Dienstag, und gar an einem 13., keinerlei Staatsakte unternehmen
. Der Tag der Abreise aber war ein Dienstag, und deshalb sollte die Gegenzeichnung
des Ministers auf den Mittwoch verschoben werden. Durch diese plausible
Erklärung war nun die drohende Ministerkrise glücklich beseitigt.

Die Zahl 13 in Richard Wagners Leben. Die Unglückszahl 13 hat in Richard
Wagners Leben eine wesentliche Rolle gespielt. Der Meister hat in seinem Leben
oft ihrer gedacht. So erzählte er in Freundeskreisen mehrfach, daß er am 13. April
1845 den Tannhäuser fertig instrumentiert habe und daß am 13. März 1861 die
Oper in Paris kläglich durchfiel, um freilich später — viel später — eine glänzende
Auferstehung zu feiern. Bald nach der verunglückten Aufführung in Paris fand anläßlich
des Tonkünstlerfestes in Weimar ein Diner statt und es trafen 13 Gäste ein.
Als sich einer von ihnen opfern und den Saal verlassen wollte, rief Wagner: „Keiner
soll verschwinden. Laßt mich den Dreizehnten sein!" Damals war Wagner tatsächlich
lebensmüde und wünschte, daß ihn das Schicksal des „Dreizehnten" träfe.
Er glaubte dies zuweilen umsomehr, als die Zahl der Buchstaben seines Vornamens
und Namens 13 betrug. Ebenso hatte er ausgerechnet, daß die Quersumme seines
Geburtsjahres 1813 wiederum 13 ergäbe, und er starb am 13. Februar. In seinem
Leben vermied er es nach Möglichkeit, Proben am Dreizehnten anzusetzen, und wenn
er die Macht gehabt hätte, so hätte er die Aufführungen seiner Werke an solchen
Daten stets verhindert.


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