Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 608
(PDF, 169 MB)
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— 608 —

„In müßigen oder eigentlich andächtigen Stunden habe ich darüber nachgedacht
, ob es denn auch wahr und gewiß sei, daß den Menschen eine Wirklichkeit
umgibt! Ob das, was wir sehen, hören, fühlen, tasten usw. und alles Geschehene
wohl auch tatsächlich vorhanden ist. Ob sein eigener Leib, den er sieht und fühlt,
auch in Wesenheit da ist oder ob nicht am Ende des Menschen Sein gleichsam so
ein geistiger Punkt ist, der sich alles nur so vorstellt, der aus sich heraus die Dinge
sich vor ihm spiegeln sieht. Wodurch dann auch die Geburt und das Sterben nichts
Gewisses wären, weil sie doch nur traumhafte Einbildungen sind. Denn alles Sehen,
Hören und Erfahren, daß die Leute geboren wurden und daß sie starben, ist bloße
Vorstellung. — Ich empfinde diesen Gedanken und seine Folgerungen furchtbar
groß und beispiellos verrückt und bin damit auch schon tüchtig ausgelacht worden.

Nun höre ich, daß der Präsident des Monistenbundes, der Materialist Professor
Wilhelm Oswald, für seine Person (es existiert ja nichts außer ihr) sich eine
ähnliche Weltanschauung zurecht gemacht hat. Der Mann sagt auch, daß die
Dinge außer uns entweder gar nicht existieren oder ganz anders, als sie uns erscheinen
, daß es nur unsere Empfindungen sind, die so spielen, die uns eine Naturwelt
vortäuschen. — Nun spricht aber dieser Gelehrte davon, daß der Mensch nach
dem irdischen Tode für immer abgetan sei. Und das verstehe ich nicht. Wie kann
der Mann denn so sicher von einem Tode sprechen, von dem ihm nur Empfindung
und Vorstellung Kunde gebracht haben und der deshalb noch lange nicht wirklich
geschehen muß!

Derlei Widersprüche sind dem Präsidenten des glaubenslosen, Ewigkeitssein
leugnenden, totsicheren Monistenbundes nachgewiesen worden und zwar in einem
glänzenden Aufsatz: „Der Glaube an die nachirdische Fortdauer. Eine Studie unter
Berücksichtigung der Lehren des Monismus'" von W. Kuhaupt („Türmer", Dezemberheft
1911).

Der Glaube an die bloße Vorstellung, Voitäuschung einer vielleicht nicht
existierenden Welt ist die unwiderleglichste aller Philosophien, er entrückt mich aller
Weltgeschichte und aller Kritik, weil ich ja ihre Wirklichkeit bestreite. Souveräner
kann man nicht mehr sein. — Damit ist aber nicht gesagt, daß ich diesen Glauben in
Wahrheit hätte. Aber es ist kein Wunder, daß uns auch solche Gedanken kommen
mitten in der Einsamkeit des ungeheueren Daseinsgeheimnisses."

Wir Okkultisten können uns nur freuen, wenn so angesehene und Vielgelesene
Zeitschriften wie der „Türmer" und der „Heimgarten" es wagen, die Herren
Monisten der Lächerlichkeit preiszugeben. Ob Herr Prof. Oswald nun merkt, daß
das Volk der Denker doch noch selbständig zu denken anfängt? Das wäre dann
allerdings der Anfang vom Ende des materialistischen Monismus.

Organische Strahlungen. Im Wissenschaftlichen Klub in W i e n hielt am 4. März
d. J. Herr Wilhelm Wrchovszky einen interessanten Vortrag über die neueren
organischen Strahlungen und über die Radioaktivität des Menschen. Der Vortragende
ging in seinen Erörterungen von den Leuchtphänomenen in der anorganischen Natur
aus, vom Leuchten des Phosphors und der Phosphoreszenz andrer Körper, wie des
in flüssige Luft getauchten Papiers oder Zuckers usw. Auch vom Leuchten organischer
Wesen ist manches bekannt. Die Glühwürmchen waren schon Gegenstand
eifrigen Studiums, das Meer birgt Millionen von Lichtwundern. Auf Java wurde bei
einer Anzahl von Pflanzen das Leuchten der Blätter beobachtet. Diese Beobachtungen
erstrecken sich auf sichtbare Strahlungen, doch ist zweifellos, daß eine nicht
minder große Anzahl von Leuchtreaktionen existieren muß, die unsichtbare Strahlen
aussenden. Die Entdeckung der Becquerelstrahlen, der Radioaktivität hat eine Quelle
weiterer Strahlungen bloßgelegt und schließlich auch die Frage aufgeworfen, ob
nicht auch der Mensch Strahlungen irgendwelcher Art zeige. An einer Reihe sehr
instruktiver Lichtbilder besprach Wrchovszky die bisherigen Ergebnisse der Forschung
nach diesen organischen Strahlungen, welche der menschliche Körper und


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