Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 622
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0628
Adler sind Raubwesen, haben für moralische Ordnung keinen Sinn,
können von solcher natürlich nichts berichten. Demzufolge ist bei
Prophezeiungen in erster Linie zwischen solchen mit und ohne sittlichen
Gehalt zu unterscheiden. Prophezeiungen ohne sittlichen Gehalt gehen
von moralisch Ungereiften aus und sind infolgedessen der Unwahrheit
verdächtig. Ihre Eigenart ist, daß sie zu ihrer Familie gehörigen Machtgrößen
schmeicheln, blind gegen deren sittliche Mängel sind. Sie verblüffen
bisweilen durch in die Augen springende Leistungen ohne sittlichen
Wert. Unglücksfälle vorauszusagen, ihren Lieben Gutes zu künden, ist
ihr Spezial- und Renommiergebiet. Infolgedessen sind sie trotz gelegentlicher
treffsicherer Seherschaft in technischen Einzelheiten für den
moralischen Zusammenhang der Dinge blind. Sie sind Fernseher einer
untergeordneten Gattung, die vom Wesen und Endziel des Seins nichts
weiß, die aber, da sie die Welt mit Moralpredigten verschont, die
Neugierde nährt, die Spannung reizt, sich rasch populär zu machen
versteht

Um für die Rechtsordnung im All Empfänglichkeit zu erlangen,
muß man aufgehört haben Gewaltsmächten zu dienen. Muß man gelernt
haben, Recht und Wahrheit über Familienbeziehungen zu setzen.
Darf die Liebe zum eigenen Stamme den Blick nicht mehr trüben. Muß
man gegen sich selbst hart und streng geworden sein.

Nur wer Propheten und ihre Prophezeiungen auf diese Eigenschaften
hin prüft, verfährt gewissenhaft, schützt sich vor Trug. Die
Zukunft frei von Täuschung zu schauen, ist ein hohes Gut. Nur wer
im edlen Endziel aufgeht, schützt sich vor Absturz und Vernichtung.
Die Gegenwart kann grauenhaft, das Ende kann dennoch Schönheit
sein. Grauen und Seeligkeit trennt nur die Entwicklungsspanne zwischen
des Baumes Wurzelwelt und seiner Frucht.

Und das Gut freier Selbstbestimmung? Wo bleibt die Würde
sittlicher Freiheit, wenn schon im voraus alles festliegt, was geschieht?
Der Automat erscheint verächtlich. Doch reimen sich Willensfreiheit
und Prophetie schlecht zusammen. Ist der Wille ungebunden und frei,
dann kann von Voraussicht nicht die Rede sein.

Man beachte: Nur strengste Ordnung im All bereitet Allgerechtigkeit
die Bahn. Nur wo solche waltet, wird jedem sein Recht, kann
Arbeit ordnungsmäßig gelohnt werden. Hierauf aber kommt es an!
Der Dinge Höchstes ist Gerechtigkeit! Ist Unentrinnbarkeit
strafwürdiger Schuld! Ist gerechter Lohn der Gewissenstreue!

Wer nicht nach bestem Erkennen und Können an sich und an der
Welt Vervollkommnung arbeitet, 'macht sich unumstößlichem Vernunftrecht
zufolge schuldig, verdient Strafe. Wer hierbei sein Bestes gibt,
verdient Lohn. Nur Rabulisten, denen das Gewissen pocht, werden an
ehernen Rechtsgesetzen dieser Art zu rütteln suchen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0628