Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 625
(PDF, 169 MB)
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kuren für Billigstes versprechende Weltverbesserer, wie Pilze nach dem
Regen aus dem Boden schießend, mit erlogener Stärke prahlen.

Wer als Menschenfreund, den des Volkes Elend jammert, im sozialen
Hilfsbemühen keine Wunder verspricht, Gesundung nur nach härter
Gewissenszucht in Aufsicht stellt, darf sich packen. Unsere unter den
Segnungen der Naturwissenschaften herrlich fortgeschrittene Zeit kann,
Gott sei Dank, aller mystischen Moralsalbadereien entraten. Wir waren
bisher nur immer noch nicht pfiffig genug, um dem Leben die
feinste Kulturnummer abzulisten. Doch man ist bereits auf dem
besten Wege, diesen Uebelstand schleunigst zu beheben. Ein ganzes
Heer von den Naturwissenschaften geschulter Denker, wie es sich geziemt
von Ekel gegen allen Metaphysikschwindel bis ins Innerste erfüllt,
ist bereits fleißig an der Arbeit, das rechte soziale Heilserum zu entdecken.
Von diesem von Zeit zu Zeit eine kleine, schmerzlose Einspritzung, und
die Sache ist gemacht!

Anders Sozialdemokratie und Kirche, die beiden großen Nothelfer
unserer Zeit. Beide suchen schon längst nicht mehr. In beider Augen
ist jeder an ihrer Kulturbefähigung Zweifelnde ein kompletter Narr. Oder
noch Schlimmeres. »Hat ihm schon!« jubeln beide. »Das Proletariat
ist das Wunderknäblein hold und fein. Laßt dieses nur erst zur Alleinherrschaft
kommen, dann ist es mit aller Not vorbei!« — »Daß euch die
Pest hole! Rom war früher auf dem Damm! Nur wer sich zu der Kirche
Heilswahrheiten bekennt, rettet der Seele und des Leibes Heil!«

Feine Propheten, deren Kunst sichtbarlich gesegnet ist. Denn jedem
jubelt eine Welthälfte zu, während der »Geistesadel« verächtlich auf
die sich von Trebern mästenden Massen schaut und sich in seiner Machtlosigkeit
am Glänze seiner Sonne wärmt. Schon möglich, daß sich an
solcher Welt ein gut Teil des angekündeten Unheils verwirklicht. Ein
Wunder wäre es, wenn dies nicht geschähe.

Doch wenn in einem Organismus Herz und Lungen faulen, kann
von des Hirns und Magens Wohlergehen nicht die Rede sein. Gelingt
es, das Herz der Kulturwelt dauernd zur politischen Ohnmacht zu verdammen
, Deutschland in so und so viele Stücke zerfetzt auf Nimmerwiedersehen
in Wolfsmagen verschwinden zu lassen, dann verliert die
Welt im untergehenden Deutschtum den letzten moralischen Halt! Dann
endet die heutige Kultur in wüstem gegenseitigem Zerfleischen! Dann
»Gute Nacht, Gerechtigkeit!« Dann steuert unsere von den Naturwissenschaften
modern frisierte Welt mit Volldampf in eine das Altertum in
Greueln weit hinter sich lassende lustige Sittenbarbarei hinein. Dann
stände schon jetzt ein neuer langer Geisteswinter vor der Tür.

Aus den Prophezeiungen der Madame de Thebes spricht ein mit
Moralreife unvereinbares Wohlwollen gegen ihr in Sittenzersetzung mit
Eleganz so ziemlich an der Spitze marschierendes Volk. Nicht minder


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