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reden. Im Gegenteil! Das uns zugängliche Beweismaterial läßt eher
auf Persönlichkeiten schließen, die eine gewisse Verstümmelung erlitten
und deren Erinnerung an das Erdenleben getrübt ist. Dazu kommt noch,
daß die Botschaften, die wir erhalten, durch den Einfluß des Mediums, das
sie uns übermittelt, eine Störung erleiden, die ihren Sinn beeinträchtigt;
Botschaften, die klar verständlich und charakteristisch sind, lassen uns
vermuten, daß die Unklarheit vieler derartiger Mitteilungen davon herrühren
dürfte, daß die Erinnerung an das Erdenleben mehr und mehr
schwindet, je mehr die Dahingegangenen von ihrem neuen Leben absorbiert
werden, das uns vorzustellen uns in unserem gegenwärtigen
Zustand vollständig versagt ist.« Und zum Schlüsse weist Barrett darauf
hin, daß man sich hüten sollte, die psychische Forschung an die Stelle
der Religion zu setzen. »Denn — schreibt er — psychische Forschung
hat es mit äußerlichen Dingen zu tun, wenn auch diese einer unsichtbaren
Welt angehören und ihr Hauptwert besteht darin, daß sie, wenn
wir sie richtig durchführen, uns darüber aufklärt, wie wenig äußerliche
Dinge sowohl in diesem wie im kommenden Leben imstande sind, unser
seelisches Leben wirklich zu befriedigen.«
Dies ist, so kurz wie möglich zusammengefaßt, der Inhalt des
Barrettschen Handbuchs der psychischen Forschung, dem ich nicht bloß
in England, sondern namentlich auch bei uns in Deutschland eine recht
weite Verbreitung wünschen möchte. Sein großer Vorzug besteht darin,
daß es von einem Mann der exakten Wissenschaft abgefaßt ist, der als
psychischer Forscher eine autoritative Stellung einnimmt. Und besonders
wertvoll ist das Buch deswegen, weil sein Verfasser nicht, wie so viele
Gelehrte es machen, kopfschüttelnd vor den Phänomenen stehen bleibt,
sondern immer nach einer vernünftigen Erklärung sucht. Neu und
originell ist endlich bei Barrett, daß er die allerverschiedensten Erscheinungen
unter dem Begriff der Autoskopie zusammenfaßt, wodurch das
ganze Gebiet außerordentlich an Uebersichtlichkeit gewinnt.
War H. P. Blavatsky ein Medium?
Von Friedr. Feerhow.
Nicht, um die Zahl der streitenden Häupter zu mehren (»quot capita,
tot sensus!«), möchte ich mir erlauben, in der aufgeworfenen Kontroverse
über die Wiederverkörperung ein Wort einzuwerfen, da ich überzeugt
bin, daß diese rein metaphysische Frage weder positiv noch negativ
durch Verstandesargumente gelöst und mittels Tintensaft flüssig gemacht
werden könnte; sondern ich möchte mich nur bemühen, die
Klärung einer verhängnisvollen Unklarheit anzubahnen, die sich unlängst
in die Diskussion Blum—Hübbe-Schleiden eingeschlichen hat.
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