Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 637
(PDF, 169 MB)
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mal ihre Stimme und Art veränderte und sie sogar andere Gesichtszüge
annahm. Doch darf nicht vergessen werden, daß sie in allen diesen
Fällen ihr volles Bewußtsein behielt und genau wußte, wer der Sprechende
war und warum er sprach. Dies ist so sehr verschieden von dem, was
man gewöhnlich unter mediumistischer Vermittlung versteht, daß man
•es unmöglich mit demselben Namen bezeichnen kann. Gegen eine derartige
Benutzung des Jüngerkörpers läßt sich nichts einwenden, und
dennoch ist es selten genug vorgekommen, daß die Meister sich eines
solchen Körpers bedienten«. (»Gespräche zu Adyar, Bd. I. Das innere
Leben«, S. 52/53.)

Wenn ein Mensch einen wachen Menschen, z. B. seinen Sekretär,
ersucht, genau das niederzuschreiben, was er ihm diktiert, so kann dieser
es ganz gehorsam, dabei völlig gedankenlos und automatisch tun; die
Gehörsempfindung setzt sich durch Übung unmittelbar in motorische
Schreibimpulse um. Aber der Sekretär schreibt dennoch selbständig,
freiwillig. Sobald sein Herr ihm etwas diktieren wollte, was ihm wider
den Strich geht, z. B. seine eigne Person schädigen würde, so telegraphiert
sein Ichbewußtsein augenblicklich »Halt!« und der Hör-schreib-
automat wird abgestellt.

Das Gegenteil ist es beim hypnotischen Automatismus oder
Mediumismus. Der Hypnotiseur ist unumschränkter Herr. Das Ichbewußtsein
des Mediums wird unterdrückt, sein physiologischer, oft auch
der Seelenorganismus wird gewaltsam vom Leitseil des Vernunft- und
Willensträgers ausgespannt und der Rest bleibt ohne Bewußtsein, ohne
wollende Lenkung zurück. Mit diesem agiert der Hypnotiseur resp.
der »Spirit«. Was das Medium in diesem Zustande produziert, ist weder
sein Verdienst noch seine Schuld. Es dient nur als Hebel, Sprachrohr
oder völlig automatischer Schreibarm.

Es ist darum kein Wunder, wenn das Medium sich absolut an
nichts erinnern kann, was in dem Trance von ihm produziert wurde, und
dies sogar oft im wachen Zustand nicht zu verstehen fähig ist.

Bekanntlich war es mit Blavatsky nicht so. Sie hat durch Wort
und Tat der Sache ihrer Meister gedient, mit Reden und Schriften gewirkt
wie wenige ihres Jahrhunderts. Sie war also auch außerhalb
der »Inspirationen« mit vollem Selbstbewußtsein schöpferisch wirksam
mit einer wahrhaft gigantischen Kraft.

Der Autor von »Das große psychologische Verbrechen« (Leipzig,
Arwed Strauch, S. 119) stellt folgende wohlgelungene Definition für
»Medium« auf: »Eine physisch verkörperte Person, deren Wille, selbstbestimmende
Kraft und Sinnesorganismus dem Willen und der Beherrschung
eines geistligen Akteurs unterworfen sind.«

Die Individualität der Frau Blavatsky ist wie ein Fels. Unbeugsam,
selbstsicher, durch keinen Entschluß zu erschüttern. Wie ein Athlet des


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