Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 641
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0647
Ein Umstand, der das Interesse an der Erforschung der fraglichen
Phänomene überhaupt wesentlich beeinträchtigt. So muß denn bis auf
weiteres eben immer wieder die Frage der Erklärung erörtert werden.
Dies habe ich in dem oben erwähnten Aufsatze schon getan — wenn
auch natürlich ohne meinerseits den kühnen Versuch zur Aufstellung
einer Hypothese zu machen. Da jedoch die Berichte über (namentlich
in somnambulem Zustande) vorgekommene magische Phänomene oft mit
Angaben über Vorausschauen verflochten sind, daher also die Frage
der Erklärung des letzteren auch mit der experimentellen Magie zusammenhängt
, so glaube ich, nun an dieser Stelle noch einiges nachtragen zu sollen.

Hinsichtlich dessen, was eigentlich unter prophetischem Hellsehen
oder Vorausschauen zu verstehen sei, hat sich, wie aus meinem früheren
Aufsatze hervorgeht, schon Plutarch sehr klar geäußert. Mit ihm
stimmt Thomas von Aquino überein, wenn er sagt, daß das Vorausschauen
nicht ein Vorhersehen solcher Begebenheiten sei, »die aus
notwendigen oder gleichförmigen Naturgesetzen erfolgen sollen und durch
die Vernunft erkannt werden«. Aehnlich haben sich auch Autoren
der neuern und neusten Zeit geäußert. Es handelt sich also bei dem
Vorausschauen nicht um Akte logischen Denkens, sondern um
ein unmittelbares Schauen. Man hat seine Möglichkeit von manchen
Seiten einfach auf höhere Inspirationen (seitens der Gottheit oder guter
und böser Geister) zurückzuführen versucht. Anderseits hat man immer
wieder auch den Versuch gemacht, es letzten Endes doch mehr oder
weniger in ein vernunftmäßiges Schließen umzudeuten. Dies ist z. B.
der Fall gewesen, wenn Dr. A. Elster (Jena) ,n der wissenschaftlichen
Rundschau der »Münchner Neuesten Nachrichten« (19. Dezember 1909)
sich geäußert hat: »Wie groß die Kräfte einzelner hervorragender Menschen
sind, wie sehr sie das allgemein Uebliche in den Schatten stellen, das
zeigt ja eine einfache Betrachtung des Genies und des Genialen. Wenn
Dichter und Musiker zu ihrer Zeit unverstanden, unerkannt bleiben und
erst spätere Geschlechter aus ihren bewußten Schöpfungen wie aus
ewigem Born schöpfen — wer will da dem besonders dafür Begabten
absprechen, daß bestimmte Vorahnungen auch in Zukünftiges möglich
sind, sofern dies Zukünftige als Entwicklung nach geltenden Gesetzen
aufgefaßt wird?«

Nach Schopenhauer wäre die Möglichkeit des Vorausschauens
zu erklären einerseits daraus, daß die Zeit nur subjektive Erkenntnisform
des menschlichen Verstandes sei, anderseits aber aus der Notwendigkeit
alles Geschehens. Er sagt übrigens auch: » . . . der Zustand des
(räumlichen und zeitlichen) Hellsehens setzt über die der bloßen Erscheinung
angehörenden, durch Raum und Zeit bedingten Verhältnisse,

hellseherische Vision vom nahen (auch tatsächlich erfolgten) Tode seiner Schwester
verständigt worden ist, worüber er selbst an Myers Mitteilung gemacht hat. (Vergl.
Hyslop, »Probleme der Seelenforschung«, S. 279.)


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