Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 644
(PDF, 169 MB)
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- 644 —

Im Hinblick auf obige Ausführungen Auerbachs lassen sich vom
Standpunkt der exakten Forschung und auf Grund der Entwicklungslehre
folgende Erwägungen anstellen: Steht der Mensch, der sich nach
der Entwicklungslehre von der unscheinbaren Zelle, vom Protozoon oder
Protisten bis zu seiner nunmehrigen Höhe entwickelt hat (den aber
du Prel als ein Wesen bezeichnet, »das sich noch kaum aus dem Tierreich
erhoben hat«), derzeit auf der äußersten, für ihn überhaupt erreichbaren
Höhe oder ist er noch einer weiteren aufsteigenden Entwicklung
fähig? Offenbar läßt sich das letztere annehmen. Es spricht daher auch
Staudenmaier von der psychophysischen Weiterentwicklung des Menschen,
die ja (noch) keineswegs ein »Non plus ultra« darstellt. Vergleicht man
nun die mutmaßlichen psychischen Fähigkeiten und Einsichten etwa des
Protozoons oder Protisten, oder auch selbst des silurischen Fisches, der
ja, nach Haeckel, gleichfalls zu den Ahnen des Menschen gehört, mit
jenen eines Raphael oder Beethoven oder gar eines Kant oder Goethe,
so ergibt sich ein derartig kolossaler Unterschied, daß unsererseits für
eine wenigstens in gewissen Richtungen noch bedeutend höherentwickelte
Menschheit ein solch fortgeschrittenes Anschauungsvermögen vorausgesetzt
werden könnte, daß das Vorausschauen nicht mehr als ein so
schwer faßbares Rätsel dastehen würde.*) Allerdings würden sich dann
andere sehr schwierige Probleme ergeben. Vorläufig müßte man sich
freilich eben mit der, natürlich doch höchst auffallenden Annahme begnügen
, daß es schon jetzt einzelne eigentümlich beanlagte Personen
geben könne, für die unter geeigneten Bedingungen und in gewissen
Beziehungen Raum und Zeit »wesensgleich« zu sein vermögen. Jedenfalls
dürfte sich die moderne Schulwissenschaft durchaus nichts vergeben,
wenn sie auch das so hochwichtige und hochbedeutsame Phänomen
des Vorausschauens als auf das Programm der Experimentalmagie gehörig
in Aussicht nähme. Hat ja doch, wie ich auch bei dieser Gelegenheit
hervorhebe, sogar Professor Dr. Forel die »Ahnungen« betreffend
wenigstens weitere sorgfältige Forschung gefordert.

Nunmehr wende ich mich einerseits den nach Staudenmaier
durch lebhafte Vorstellung bezw. Konzentration möglichen optischen
und akustischen Phänomenen und anderseits den telepathischen
Vorgängen zu.

Zunächst erklärt Staudenmaier hinsichtlich der optischen Phänomene
folgendes: »Wenn ich durch lebhafteste Vorstellung von Licht

Hefern den Beweis, daß es eben mehr als »dreidimensionale« Kurven gibt. Dennoch
kann durch den Schnitt imaginärer Kurven ein reales Gebilde entstehen. Das
ist die reinste Metaphysik in der Mathematik, der exaktesten aller Wissenschaften.«

*) Da auch die Frage hinsichtlich Vorausschauens bei Tieren oft aufgetaucht
ist, könnte dasselbe bei dem Menschen auch als auf Atavismus beruhend angesehen
werden. — Ob die Ausführungen E. v. Hartmanns bezw. Burdachs über
Vorgänge von Vorausschauen bei Tieren durch Richard Semons Untersuchungen über
die »Mneme« etwa widerlegt sind, kann hier nicht untersucht werden.


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