Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 655
(PDF, 169 MB)
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— 655 ~

mal erhielt ich eine schöne Schrift, welche mit einem lateinischen Motto
und mit einem Namen endete, der mich vor Freude erbeben machte:
Dino. Dies war der Name meines Bruders, der vor Jahresfrist gestorben
war. Er war ein fleißiger, mystisch angelegter, zärtlicher Mensch,
den ich sehr liebte. Ich weiß nicht, ob in meinem Unterbewußtsein so
viel Kenntnis des Lateinischen liegt oder ob jener lateinische Spruch
ein Diktat meines neuen Freundes ist, sicher war aber, daß meine Hand
es niedergeschrieben hatte. Und nun fing ich an, mit Rührung und
Eifer diesen Zurückgekehrten zu befragen über seine Wanderungen, über
sein und mein Leben. Meine Freude drängte mich zu vielen Fragen,
auf die er größtenteils mit Sachverständnis ausführlich und in überraschender
Weise antwortete. Sein Stil war flüchtig und ich möchte
sagen vergeistigt durch die außerordentlich feinen Betrachtungen und die
erhabenen Visionen des Kosmos.

Es kamen seltsame, kostbare Worte, deren Bedeutung ich manchmal
in einem alten Wörterbuch suchen mußte, und die Beschreibung
seiner überirdischen Wohnstätte erfüllte meine Seele mit Staunen und
Freude. Er kam aus dem reinen Aether, wo man in Gedanken lebt;
die ganze Vergangenheit betrachtete er als eine lange Qual, in welcher
sich das Wesen stählt. »Ich sehe dein Herz«, sagte er zu mir, »und
weiß, was dich erwartet. Wir werden dort auf jenem Stert^ alle wieder

vereinigt werden.....« Ermutigt und vertrauensvoll begann ich mit

dieser Seele eine brüderliche Unterhaltung; ich fragte den Freund nach
Lebenden und Toten, nach ihren Absichten und nach ihrem Geschick.
Ich versäumte auch nicht, über zukünftige Geschehnisse zu fragen, zunächst
solche von geringerer Bedeutung, über Briefe und häusliche
Dinge. Alles, auch das nicht Erfragte, das mir in prophetischer Weise
in die Feder floß, hat sich «bewahrheitet. Es waren Ankündigungen von
Besuchen, Warnungen und Weisungen, Gefahren auszuweichen. »Ich
bin dein Lehrer«, diktierte der Geist, »Du mußt mir immer gehorchen.«

Doch unter kosmischen Angelegenheiten und metaphysischen Fragen
beklagte sich dieser Geist manchmal über Einsamkeit und spielte auf
eine Sühne an, deren Ursache ich nicht einsah, da ich doch wußte, daß
mein armer Bruder durch seine langen Leiden jede etwaige Schuld gesühnt
haben mußte .... Starke Schläge an den Möbeln und an den
Spiegeln weckten mich des Nachts, so daß ich um Frieden und Ruhe
bitten mußte. Der Geist sagte mir am folgenden Morgen: »Gott befiehlt
mir, dich zu Betrachtungen zu rufen, und ich wecke dich, damit
du schreibst.« — Nein, ich wollte nachts nicht schreiben. Einige Tage
darauf schrieb der Geist durch meine Hand: »Du bist dazu bestimmt,
mehr zu leiden als du denkst. Es tut mir leid für dich, Liebe.« Auf
meine dringenden Fragen sagte der Geist: »Ich werde es dir sagen, ich
werde es dir sagen, nicht jetzt .... Gott will deine vollkommene
Sühne .... Du hast in deinem vorhergehenden Leben Ausflüchte ge-


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