Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 666
(PDF, 169 MB)
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— 666 —

Bajonett auf den Geist loszugehen. Das geschah auch, aber Sarg, Kränze, Kerze und
Kirchhofsgeruch verschwanden im gleichen Augenblicke und der Posten stürzte zu
Boden. Der Zar taumelte in sein Studierzimmer zurück, fiel dort in einen Stuhl und
konnte erst nach ein paar Minuten klingeln. Ein Arzt untersuchte den Posten und
stellte fest, daß er vor Schreck gestorben war.

Die Gräfin Branitzkaya unterhielt sich darauf mit dem Arzte über die Geister-
sage, und dieser war der gleichen Ansicht wie sie. Er behauptete, alles sei das
Machwerk dunkler Leute am Hofe, und fügte hinzu, daß es im Winterpalaste manche
verborgene Tür und manchen heimlichen Qang gäbe.

Der Zar will auch einmal, wie die Gräfin weitererzählt, gesehen haben, wie das
lebensgroße Bild seines Urgroßvaters Nikolaus I. plötzlich aus dem Rahmen heraustrat
. Er rief den Posten, der in der Nähe war, befahl ihm, den Geist mit dem Bajonett
anzugreifen, und der Posten stach tatsächlich zu. Noch heute soll das Bildnis die
Spur des Bajonettstiches aufweisen.

Ähnliche Geistergeschichten hat die Gräfin Branitzkaya aus dem Munde der
Zarin gehört. Anfänglich spottete die Zarin über den Geisterglauben ihres Gatten,
bis* er sie eines Tages in einen Raum rief, in dem er eben die schauerlichsten Geistergeräusche
gehört zu haben behauptete. Die Zarin begab sich sofort mit einer Hofdame
in das Gemach, und tatsächlich hörten die beiden Frauen genau wie der Zar
eine geheimnisvolle Stimme. Die Zarin hat der Gräfin Branitzkaya sogar eine phonographische
Geisterstimmenaufnahme vorgeführt.

Die Gräfin Branitzkaya behauptet, den Schlüssel zu diesen Geheimnissen
zu haben." —

Wir sind nun sehr gespannt darauf, ob die Gräfin Branitzkaya demnächst eine
befriedigende, natürliche Erklärung dieser Spukvorgänge am Zarenhof geben kann.
Es müssen schon großartig geschickte Regisseure an der Arbeit gewesen sein, die
unbemerkt im Nebenzimmer des Studierzimmers des Zaren den ganzen Spuk in
Szene setzen konnten! Vorzüglich geklappt muß auch die Versenkung haben, in
welche plötzlich der Sarg, Kränze und Leuchter samt dem Kirch hofsgeruch
(!) verschwunden sind. Solange uns also die „natürliche Erklärung" dieser rätselhaften
Vorgänge nicht absolut einwandfrei und durch Zeugen erwiesen gegeben
werden kann, solange ist es gut, auch der Aussage: „diese Spukgeschichten beruhen
nur auf geschickten Machenschaften dunkler Leute am Zarenhofe" mit Vorsicht
zu begegnen. Wenn sich Gräfin Branitzkaya und der betreffende Arzt den Spuk
nicht anders als durch Täuschung hervorgebracht erklären können, so ist dies noch
lange kein Beweis dafür, daß wirklich nur Täuschung vorlag. — Auch scheint der
Zar selbst keineswegs durch plötzlich auftretende Phantome seine Geistesgegenwart
zu verlieren, sondern befiehlt, wie wir erfahren haben, dem nächsten Posten der
Palastwache, gegen die Spukgestalten mit dem Bajonette vorzugehen. Unter solchen
Umständen wäre es gefährlich, lebende Menschen als verkleidete Ahnherrn am
Zarenhof herumspuken zu lassen. Aber all diese Einwände scheinen für Materialisten
nicht zu existieren. Es gibt keinen echten Spuk, ist ihr Axiom. Zeigt sich
irgendwo ein Spuk, so kann es nur Betrug oder Sinnestäuschung sein. — Und dennoch
spukt es aller Orten lustig weiter!

Anfragen, deren Beantwortung von allgemeinem
::: Interesse ist, werden hier erledigt :::

Radioaktive Wirkungen des menschlichen Organismus. Sicherlich wird es
manche Leser unseres Blattes geben, die mit Kopfschütteln den Brief im Märzheft d. J.


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