Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 685
(PDF, 169 MB)
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da er starb. Doch wie ich noch ganz apathisch dahinlebte, merkte ich,
daß mein Sohn mit einigen meiner besten Freunde aus dem Jenseits
herüber verkehrte. Es war mir nicht klar, warum er sich nicht mir, dem
Vater, offenbarte. Später erfuhr ich es. Nach und nach empfing ich
Zeichen seiner Anwesenheit um mich herum, die immer deutlicher wurden
und sich endlich bis zur Fleischwerdung verdichteten. Was soll ich
Ihnen sagen: Die Dinge liegen heute so, daß ich ihn jederzeit rufen kann,
so wie man einen Lebenden durch den Fernsprecher ruft. Ich spreche
mit ihm auf diesem Wege oder er kommt zu mir in fleischlicher Gestalt.
Dann setzt er sich zu mir an den Tisch, spricht mit mir über die Dinge
des Diesseits und Jenseits. Oft geht er im Zimmer umher wie ein Lebender
, nimmt Bilder von der Wand, betrachtet sie, hängt sie wieder an
ihren Ort und setzt sich wieder. Kurz, ich fühle meines Sohnes Nähe
allüberall und habe mehr von ihm als jemals, da er lebte. Ich habe meine
Lebensfreude wiedergefunden. Jawohl, es gibt keinen Tod, seelisch genommen
. Das Verlassen des Leibes ist bezüglich des Seins eine ganz
gleichgiltige Erscheinung.«

Während Stead so sprach sah ich ihm fest ins Auge. Ein graues,
kluges, scharf blickendes Auge, das in die Tiefen zu dringen scheint.
Nichts von einem Schwärmer. Eher ein nüchterner Geschäftsmann.
Die ganze Art dieses Mannes, seine stattliche Erscheinung von wohltuendem
Eindrucke atmete sichere Ueberlegenheit. Seine Sprache war
die einfacher Wahrheit. Nicht als ob er etwas Außerordentliches sagte.
Keine Deklamation, auch nicht in den Tönen Affekt, wenn er Dinge berührte
, die ihm nahegingen. Ich habe mit ihm gesprochen wie mit einem
Geschäftsmann über eine geschäftliche Angelegenheit von Interesse.
Der unmittelbare Eindruck des Außergewöhnlichen fehlte ganz und erst
durch Nachdenken kam iclf zum vollen Eindruck des Gehörten. Stead
fuhr fort, indem er den Gedanken ausführte, welch ein Trost für die
leidende Menschheit das Wissen, die Gewißheit sein müßten, die ihn
erfüllten, und wie es einen bessernden Einfluß auf der ganzen Menschdringlichen
Nebel dahinfährt, und zwar geraden Wegs einem gigantischen Eisberg entgegen
. Plötzlich zerfließt der Nebel und der Mannschaft erstarrt das Blut in den Adern,
da sie das Ungetüm riesengroß, schreckhaft und unausweichlich auf das Schiff zukommen
sieht. In demselben Augenblick erfolgt der Anprall; das Schiff zerschellt wie
ein Stück Glas und wird nach kurzem Todeskampfe von dem schwarzen Trichter verschlungen
. »Das Ozeanbett, über das die Riesenschiffe hingleiten — so schloß er —
ist ein ungeheures Leichenfeld von kühnen Schiffern und Passagieren, die neuen Welten
oder der alten Heimat zusteuern wollten. Tausende und Abertausende sind es, deren
Gebeine hier auf dem Meeresgrunde bleichen . . .«

Dazu erlaubt sich die Schriftleitung unseres Blattes zu bemerken, daß Stead diese
Novelle höchstwahrscheinlich im visionären Zustand schrieb. Aehnliche Fälle sind
mehrere in der okkulten Literatur bekannt. Die in solchen Zuständen niedergeschriebenen
Prophezeiungen des eigenen Lebenslaufes (oft mit genauer Zeitangabe des
Eintritts der zukünftigen Ereignisse) erfüllen sich erfahrungsgemäß unabwendbar.


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