Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 689
(PDF, 169 MB)
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Unerheblich sei der Antrag insofern, als die Tatsache, daß der
Angeklagte leicht hypnotisierbar sei, durch die Zeugen ohnedies sichergestellt
ist. Da durch die Sachverständigen auch festgestellt ist, daß jeder
normale Mensch hypnotisiert werden kann, so würde auch das Gelingen
der Experimente für die Beantwortung der Frage, ob die Tat im Zustande
der Zurechnungsfähigkeit begangen wurde oder nicht, keinerlei
Schluß zulassen.

Gutachten des Dozenten Dr. Bischoff über die Hypnose.

Der Präsident fragt nun den psychiatrischen Sachverständigen Dr.
Bischoff: Welche Tatsachen sind über das Wesen der Hypnose bekannt
? — Dozent Dr. Bischoff: Die Lehre von der Hypnose ist erst
einige Jahrzehnte alt. Was man jetzt Hypnose heißt, ist schon seit Jahrhunderten
bekannt, war aber damals nicht Sache wissenschaftlicher Beobachtung
, sondern mehr oder weniger in Laienhänden. Es hieß damals
Magnetismus, Mesmerismus usw. und wurde als rätselhafter mystischer
Zustand betrachtet. Die wissenschaftliche Forschung hat ergeben, daß
die Hypnose mit dem natürlichen Schlafe verwandt ist, nur mit dem
Unterschied, daß der Hypnotisierte mit demjenigen, der ihn in Hypnose
versetzt, in Kontakt bleibt, das heißt, daß er alle Sinnesempfindungen,
welche von diesem ausgehen, so klar auffaßt, als wenn er wach
wäre, während er alle anderen Sinnesempfindungen nicht wahrnimmt,
wie ja der Schlafende auch nichts hört, sieht und spürt. Der Einfluß
des Hypnotiseurs ist deshalb so groß, weil die Kritik, das vernünftige
Denken, wegfällt; auch im gewöhnlichen Schlafe ist das logische Urteil
nicht vorhanden, denn wir träumen oft den größten Unsinn und halten
ihn im Traume für möglich.

Die Hypnose hat verschiedene Orade. Der leichteste Grad ist der
einer Schläfrigkeit. Gröbere Unterschiede zwischen den tatsächlichen Verhältnissen
und dem, was der Hypnotiseur dem Hypnotisierten einredet
kommen diesem noch zum Bewußtsein. Der nächste Grad gleicht dem
tiefen Schlafe eines normalen Menschen. Die Urteilskraft des Hypnotisierten
ist dabei derart herabgesetzt, daß er kritiklos annimmt, was ihm der
Hypnotiseur suggeriert. Der dritte Grad ist die sogenannte Katalepsie,
die offenbar schon die Wirkung einer Suggestion ist. Sie wird auch als
wächserne Biegsamkeit bezeichnet. Es tritt eine gewisse Starre der
Muskulatur ein und der Hypnotiseur kann dem Medium alle möglichen
Stellungen geben, auch solche, die sehr schwer festzuhalten sind, und
dieser kann viel länger darin verweilen als ein Wacher, weil ihm das
Müdigkeitsgefühl und das Schmerzgefühl nicht zum Bewußtsein kommen.
Der Hypnotisierte glaubt und tut alles, was ihm der Hypnotiseur sagt.
Krafft- Ebing hat eine Frau mittleren Alters in der Hypnose veranlaßt,
sich so zu benehmen wie ein kleines Kind, eine andere wieder wie ein
Mädchen von zehn Jahren usw., so daß man damals die Sache noch so
aufgefaßt hat, als ob es sich um eine Zurückversetzung in das frühere

Zentralblatt für Okkultismus. V. Jahrgang. 46


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