Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 696
(PDF, 169 MB)
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Es war dies »Die Geheimlehre der Inder« in fünf Vorträgen von
Bramacharin Bodhabiskhu*). Die in diesen fünf Vorträgen entwickelten
Anschauungen widersprechen nicht meinen bisherigen spiritistischen und
ich war späterhin sehr erstaunt, als ich bemerkte, daß keineswegs alle
Theosophen mit den spiritistischen Ansichten sich einverstanden erklären,
ja daß sie dieselben als falsch öffentlich bekämpfen, obgleich diese Ansichten
durch gut beobachtete Tatsachen gestützt werden.

Dieser Zwiespalt im theosophischen Lager selbst in den wichtigsten
Dingen ist es, nebst verschiedenem Andern, gewesen, der mich bisher
abgehalten hat, ein unbedingter Anhänger der theosophischen Philosophie
zu werden. Ich stelle mich ihr gegenüber auf einen eklektischen Standpunkt
.

Wie erst neuerdings wieder verschiedene Theosophen im Zentralblatte
betont haben, ist die Theosophie bisher nicht in der Lage, die von
ihr vertretenen Lehren im wissenschaftlichen Sinne zu beweisen. Sie
verweist lediglich auf das subjektive Erleben dieser geistigen Wahrheiten.

Derjenige, dem dies »Erleben« versagt bleibt — und das ist die
ganz überwiegende Mehrheit — ist, wie der Anhänger jeder Religion,
auf den Glauben angewiesen.

Anstatt den Menschen vom Dogmenzwange zu befreien, schafft
sie neue Dogmen**), die ebensowenig beweisbar sind wie die alten. Solange
diese Dogmen nicht gegen Logik, Vernunft und wissenschaftliche
Analogie verstoßen, mag man sich immerhin noch mit ihnen befreunden.
Wehe aber, wenn sie auch diese Fesseln abwerfen.

Mit unbeweisbaren Dogmen ist dem modernen Menschen, der eine
Versöhnung des Glaubens mit der Wissenschaft anstrebt und erhofft,
nicht gedient. Eine solche Versöhnung kann nur auf dem heutzutage
allgemein als richtig anerkannten Wege der exakten Forschung zu Stande
kommen, die sich auf sinnlich wahrnehmbare und jederzeit nachprüfbare
Tatsachen stützt.

*) Leipzig, Max Altmann.

**) Das ist nicht ganz richtig. Erstens zwingt die Theosophie niemanden, an
ihre Grundsätze zu glauben, sondern sucht dieselben soweit als möglich mit der
Vernunft in Einklang zu bringen und durch wissenschaftliche Forschungen und
Tatsachenmaterial zu erhärten. Eine Theosophie, die dogmatisch wird, ist bereits
keine Theosophie mehr! — Zweitens tfegt das Schwergewicht der Theosophie
darin, den Menschen zur Entwicklung 'der inneren Sinne anzuregen, wodurch er
aHein befähigt wird, übersinnliche Welten direkt erforschen zu können und übersinnliche
Kräfte und Fähigkeiten bewußt zu gebrauchen. So wird der Mensch endlich
in die Lage versetzt, die Wahrheit des Übersinnlichen selbst zu erkennen. —
Wir leugnen aber nicht, daß unter dem Namen „Theosophie" allerlei Geistesprodukte
in die Welt gesetzt werden, die besser ungedruckt blieben. Trösten wir
uns mit der Tatsache, daß schließlich, wie in jeder geistigen Bewegung, auch in
der theosophischen nur das Echte, Wahre und Gute Bestand haben kann. Scharfe
Kritik soll dazu beitragen, uns vor blinder Vertrauensseligkeit zu schützen; in diesem
Sinne sind uns die Ausführungen des Herrn M. K. willkommen.

(Die Schriftleitung.)


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