Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 700
(PDF, 169 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0706
— 700 —

In dem salomonischen Jesusknaben, den das Mathäusevangelium
schildert, inkarnierte sich dieselbe Individualität, die früher als Zarathustra
auf der Erde gelebt hat.

Im 12. Lebensjahre aber behagt es der zarathustrischen Individualität
nicht mehr im Körper des salomonischen Knaben.

Sie verläßt denselben kurzerhand und begibt sich in den Körper
des nathanischen Knaben, den das Lukasevangelium schildert, unbekümmert
darum, was aus dem nun geistlos gewordenen salomonischen
Knaben wird, und gleichfalls unbekümmert darum, daß sie eine andere
Individualität aus ihrer angestammten Behausung verdrängt.

Als Beweis dafür, daß dem wirklich so gewesen ist, führt Dr. Steiner
den Umstand an, daß der 12 jährige Jesus im Tempel, eben der nathanische
Knabe, plötzlich sich so verändert und so gesprochen habe, daß seine
Eltern ihn nicht wiedererkannten, weil eben jetzt der Geist des Zarathustra
aus ihm sprach.

Außerdem habe der Buddha seine Impulse aus der geistigen Welt
in den so verwandelten Jesusknaben einstrahlen lassen.
Wer's nicht glaubt, bezahlt einen Taler!

Völlig entgeistert steht der normale Mitteleuropäer vor einer
solchen Erklärung. Kann man es einem besonnenen Philosophen und
Forscher wie Dr. Walther Bormann in München verdenken, wenn er
angesichts einer solchen Leistung eines anerkannten theosophischen
Führers in der »Uebersinnlichen Welt«*) seinen Warnruf ertönen läßt?

Jeder vernünftig denkende Mensch muß den Ausführungen Bormanns
in der genannten Zeitschrift beipflichten, wenn er schreibt:

»Da verstummt alles Sagen und Fragen, das verdient nicht einmal
mehr den Spott, denn jeder, dem überhaupt noch sein ruhiges Denken
gehört, muß, je nach dem Gesichtspunkte, darüber lachen oder sich
empören über dieses am Heiligsten verübte Gaukelspiel.

Traurig, namenlos traurig ist es, daß »im Lande der Denker«, im
alten Vaterlande des Idealismus es Scharen gibt, die ihr ganzes Denken
dem Dr. Steiner ausgeliefert haben und es für Idealismus halten, auf
jedes unverstandene und sinnlose Wort ihres Meisters zu schwören,«

Und ferner:

»Ohne die genaueste Feststellung der Tatsachen, ohne deren
Erklärung mit aller Strenge und Klarheit des Verstandes, ohne freies
philosophisches Vernunftdenken ist der Okkultismus ein Papierdrachen
in den Lüften. Das blinde Glauben an Offenbarungen, sei es auf
animistischer oder spiritistischer Voraussetzung, ist sein Totengräber.«

Es scheint fast, als stünden wir in der Gegenreaktion auf ein Zeitalter
des übertriebenen Kritizismus und Unglaubens an der Schwelle eines
Zeitalters des übertriebenen Glaubens und Glaubenwollens ä tout prix.
Eines ist so verkehrt wie das andere.

*) Uebersinnliche Welt, Dezbr. 11. Seite 441.


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