Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 703
(PDF, 169 MB)
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Doch auch mit diesem steht es bereits jämmerlich. Es wankt und
kracht bereits in allen Fugen. Seine Staatsleitungen quälen sich fieberhaft,
der Konkurrenz im Machtwettrennen, in Listen und Gewaltsstreichen
nichts nachzugeben. Und wo in seinem Geistesadel noch wahre Größe
und sittliche Tiefe vorhanden zu sein scheinen, da stößt man nach kurzem
Graben auf Wurmfraß und Selbstvergiftung. Hopfen und Malz scheinen
am heutigen Deutschtum mehr noch wie an anderen Völkern verloren.
Denn besteht Opfermut fürs Ganze als sittlicher Maßstab zu Recht, dann
steht der heutige Durchschnittsdeutsche mit seiner Opferscheu und
Gleichgültigkeit gegenüber dem Gesamtwohl moralisch sogar noch tiefer
als der Romane ur^d Jude. Denn letztere sind noch der Rassentreue und
Opfer für diese fähig. Der heutige Durchschnittsdeutsche nicht. Ihm
ist alles, was über sein und seiner Sippe Wohlergehen hinausgeht, Wurst.
So der deutsche Arbeiter, der in seiner Partei die allein pflegebedürftige,
milchgebende Kuh erblickt; so der deutsche Arbeitgeber und Besitzende,
dem eine seine Privilegien mehrende Regierung das Höchste ist. Von
sittlichem Emporringen, das seinen Lohn zunächst nur in sich findet, gar
nicht erst zu sprechen.

Somit ergibt sich, daß der Geist der Lüge bereits auf der ganzen
Linie gesiegt hat, daß Wahrheit und Recht in Ehren haltende moralische
Kernvölker überhaupt nicht mehr existieren. Daß sich die Völker unserer
Erde nur noch durch Grade sittlicher Innenfäulnis unterscheiden. Daß
die Macht der Wahrheit und des Guten selbst am heutigen Germanentum
als Gesamtheit keine Stütze mehr findet. Daß in diesem nur noch kleine
Kreise von Kernfäule freiblieben und noch Aussicht auf Gesundung
bieten. Somit ergibt sich, daß der natürliche Verlauf sittlichen Verfalls
als Höhepunkt eine Herzkrisis mit sich bringen muß, bei der die Deutschen
als Herz der Kulturwelt das^Schlimmste auszuhalten haben werden.

Die Diagnose des Herzens trüge dann folgende Gestalt: Im
Deutschtum verkörperte sich von jeher das Herz der Welt, da dieses
unter allen Völkern den höchsten Gefühls- und Gewissensreichtum aufzuweisen
hatte. Seine Mission war es, der Welt nach genügender Reife
soziale und religiöse Erlösungswege vorzuleben. Hierzu aber gehörten
Einigkeit und Stärke. Diese bahnte Bismarck an. Doch statt sich nunmehr
auf Lösung sittlich edler Kulturaufgaben zu legen, ging man dem Machtteufel
ins Garn, ließ man sich mit Romanen, Slawen, Briten, Juden, Jesuiten
in einen ungleichen Wettbewerb um die Weltherrschaft ein. Ungleich
deshalb, weil Weltmachtskonkurrenten bei Erstrebung ihres Zieles jedes
Mittel recht sein muß. Weil bei solchen von Hochhaltung der Wahrheit
und des Rechts nicht die Rede sein kann. Weil in ihm Meisterschaft in
Arglist, Rechtsbeugung und roher Gewalt entscheidet. Weil der Deutsche
in dieser Kunst Romanen, Slawen, Briten, Jesuiten und Juden nicht entfernt
gewachsen ist.


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