Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 704
(PDF, 169 MB)
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— 704

Zu voller Hingabe an die Macht des Guten moralisch zu
schwach, zu kraftvoller Betätigung des Bösen noch nicht
schlecht genug, konnte es gar nicht anders kommen, als daß
das übel beratene junge Reich der Deutschen nach kurzem
Siegeslauf ins Hintertreffen geriet, Fehler über Fehler beging,
täppische List und Ehrlichkeit kunterbunt durcheinander warf,
und schließlich ein Opfer seiner Einfalt, Halbheit, Begehrlichkeit
, Eitelkeit und im Bösen geschulter Machtkonkurrenten
wurde.

Diese Erfahrungen lehren: Auf Schleich- und Gewalts wegen blüht
dem Deutschtum als Herz der Kulturwelt kein Glück. Seine Anlagen
weisen es auf edlere Machtgebiete hin. In der Unglücksperiode, die
über die Deutschen hereinbrechen wird, wird diesen gezeigt werden,
welches Unheil sie durch Unterlassung weiteren Ausbaues einer Politik
des Gemüts und Gewissens auf sich und die Welt herabbeschwören.

Es ist schon zu glauben, daß das Deutsche Reich, von allen Seiten
eingekreist, von Innenrevolutionen erschüttert, von allen Zufuhren abgeschnitten
, schneller, als die meisten Deutschen heute ahnen, unterliegt.
Es ist schon zu glauben, daß seine Besieger trachten würden, ganze
Arbeit zu vollbringen, das Reich der Deutschen bis auf den Grund zu
zerstören. Und daß der katholische Süden, wenn alles schief geht, wenn
ihm an Stelle Aufteilung noch in letzter Stunde Schonung winkt, für den
protestantischen Norden, Ketzer und Malefizpreußen nicht gerade sein
Letztes opfern würde, ist ebenfalls glaubhaft. Aber es ist nicht zu
glauben, daß Besiegung, Demütigung, Trennung und Niederzwingung
der Deutschen heute noch auf die Dauer gelingen.

Liegt unserer Welt Werdegang ein sittlicher Zweck zugrunde, dann
kann ihr Herzorgan weder zum Tode noch zum dauernden Siechtum
verurteilt sein. Dann blüht unserem Deutschtum trotz heutiger Sittenfäulnis
noch einmal eine große Zeit. Dann kann den ihm winkenden
Niederlagen nur der Zweck sittlicher Läuterung und Hindrängung auf
Gewissenspfade innewohnen. Ganz abgesehen davon, daß das Stammesgefühl
der Deutschen durch vierzigjähriges Bestehen eines deutschen
Kaiserreiches eine Stärkung erfuhr, das eine Trennung erst recht emporflammen
lassen würde. Erfahrene wissen, daß gelockerte Seelenbande
Zusammengehöriger am besten durch schmerzliche Trennungsperioden
gefestigt werden. Daß nicht Glück zusammenschweißt, sondern großer
gemeinsamer Schmerz.

Wer ein Gut nicht mehr zu schätzen weiß, der muß dieses Gut
wieder einmal für längere Zeit verlieren. Dann lernt er es wieder schätzen.
Um das in der Wertschätzung schon längst im Sinken begriffene Gut
deutscher Einigkeit wieder zu Ehren zu bringen, dürfte abermalige Trennung
der deutschen Stämme unausbleiblich sein. Abermals wird man
mit schweren Opfern znrückzukaufen haben, was man leichtfertig verspielte.


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