Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 711
(PDF, 169 MB)
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Opfern wird es schließlich wieder eine politische Großmacht. Doch seine
moralische Halbheit bleibt. Aber irgendwo in der Welt, in genügender
Entfernung von den Brandherden der alten Welt, bildet sich aus ausgewanderten
Elementen aller Völker in Gestalt einer höchsten Rechtsordnung
verkörpernden sozialen Edelkultur allmählich das noch fehlende Weltgewissen
. Zu diesem stellen die Germanenstaaten nur die Kerntruppen
und Oberführer. An diesem Weltgewissen gesundet allmählich
auch der übrigen Welt besserungsfähiger Teil. Und mit ihm
auch Herz und Hirn, der Welt Germanen- und Romanentum.

Möglichkeit 1. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß dem Abstieg,
in dem wir uns befinden, überhaupt kein allgemeiner sittlicher Aufstieg
mehr folgt, daß sittlicher Aufstieg nur auf Einzelpersonen beschränkt
bleibt. Daß infolge moralischer Minderwertigkeit des Menschenmaterials
nicht einmal mehr Heranbildung kleiner sozialer Edelkulturen gelingt.
Es scheint nicht ausgeschlossen, daß die Gesamtheit immer tiefer sinkt,
daß mit ihr in positiver Moral überhaupt nichts mehr anzufangen ist.
Daß ihr sittlicher Energiefonds erschöpft ist, nur noch zu Flick- und
Stückwerk, zu Halbheiten und Ausartungen der Rechtsbetätigung ausreicht.
Es scheint nicht ausgeschlossen, daß Samaritermoral in Form von Wohltätigkeitskränzchen
, Betgemeinden, Krankenpflege, Armenfürsorge und
Jenseitsvertröstungen das Höchste ist, zu dem £ich die kirchlich gesinnte
Hälfte unseres Geschlechts aufzuschwingen vermag. Es scheint nicht
ausgeschlossen, daß sein weltlich gesinnter Teil über soziale Medizin-
und Messerkunst in Gestalt von Eß- und Trinkverbesserungen, Sexualreformen
, Körperpflege, Erwerbsregulierungen, Strafreformen, Partei- und
Rassenideale überhaupt nicht mehr hinauskommt.

Von moralischer Gründlichkeit hielt das unseren Planeten bevölkernde
Geschlecht von jeher nicht*viel. Es ist schon möglich, daß es seiner
altehrwürdigen moralischen Sudelkunst für alle Zeiten die Treue wahrt,
daß es seine heiligsten Güter verteidigt bis zur Selbstvernichtung. Die
dramatische Gestaltungskraft unserer heutigen Besten berechtigt in dieser
Beziehung bereits zu den schönsten Hoffnungen. Das Brillantfeuerwerk,
das diese vorbereiten, garantiert, daß wir einst in Schönheit sterben.
Nachdem man nach Herzenslust genoß, was unsere Welt Begehrenswertes
und Herrliches bot. Nur Hirngestörte fordern mehr vom Leben.

Doch trotz der Tatsache, daß die Geisteswelt unseres
Planeten auch heute noch unverkennbar die Charakterzüge
eines seine Rechtsfälschungen und moralische Flickarbeit für
sittliche Heldentaten haltenden Moralidioten aufweist, kann
die Weltordnung eine sittliche sein. Sie kann die Form der
Absonderung eines für höhere Zwecke bestimmten sittlichen
Extraktes besitzen. Eines Extraktes, der nur im wüsten Getümmel
einer sich gegenseitig fressenden Welt gedeiht. Der um so höher steigt,
je tiefer die Allgemeinheit sinkt. Sie kann in der Form einer fein kon-


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