Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 713
(PDF, 169 MB)
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sicher gemacht, dringen diese immer kühner vor, um sich in weiterer
Fortsetzung der Zukunftsentschleierung gründlich in Fehlgesichten zu
verheddern*

Doch käme je die Zeit moralischer Ermannung großer Massen,
dann dürfen wir sicher sein, daß bei dieser der Kern des heutigen Germanentums
eine führende Rolle spielt. So daß dieses seine Rolle als
politische Macht ersten Ranges nicht schon ausgespielt haben dürfte,
sondern erst beginnt. Erst beginnt auch dann, wenn sich erfüllen sollte,
daß das heutige Deutsche Kaiserreich in Bälde in Trümmer sinkt und
von seinen Feinden zerrissen wird bis auf einen letzten kleinen Kern.
Dann wird eben dieser Kern zum Zentrum eines neuen edleren Herzens
werden.

Möglichkeit 3. Das Problem sittlicher Weltgesundung ist zweifellos
komplizierter, als es auf den ersten Blick erscheint. Durch moralische
Halbheit, so wie diese dem heutigen Geistes- und Geburtsadel gefällt, ist
dieses ganz sicherlich nicht zu lösen. Mit solcher steuern wir trotz vielverheißenden
Reformergewimmels in ein schier endloses Meer von Gewalttaten
hinein. Nur der von allen Seiten höchste, freiwillige Opfer
fordernde Pfad der goldenen Mitte löst dieses Problem. Daß jedoch der
moralische Durchschnitt von heute schon durch Erkenntnis einer sittlichen
Weltordnung zum Beschreiten eines solchen Pfades angespornt werden
könnte, ist höchst unwahrscheinlich.

Der moralische Leichtsinn unseres tonangebenden Geistes- und
Geburtsadels ist echt, weicht so leicht keiner besseren Ueberzeugung.
Hält tausend und abertausend Belehrungen Gewissensstrenger stand.
Die Lehre, daß das Bessere der Feind des Guten ist, gilt für diesen
nicht. Man fühlt sich von gemeinen Verbrechen frei und findet infolgedessen
an der eigenen Gesinnungshoheit nichts auszusetzen. Jede noch
so berechtigte Bemängelung der moralischen Lauheit unserer Edelsten
wird von ihnen als persönliche Beleidigung empfunden und gerächt. Je
waschlappiger in der Gewissensstrenge, desto weniger läßt man an
seinem Adel tippen. Wer an des Deutschen Ehre zu rühren wagt, mag
sich packen, fliegt!

Und so dürfte denn auch allen ehrlichen Maklern mit der bitteren
Medizin der Selbsterkenntnis und Gewissensstrenge einstmals nichts weiter
übrigbleiben, als rechtzeitig ihre Sachen zu packen und freiwillig zu fliegen.
Noch bevor man sie zu fliegen zwingt. Der Gewissensmahner ist ein
zu ekliger Gesell. An allem hat er etwas auszusetzen. Statt sich in
Duldsamkeit an der natürlichen Derbheit des Volkes zu erfreuen, mäkelt
er an jedem herum. Solche Burschen auf die Dauer zu ertragen, kann
keinem ehrlichen Deutschen zugemutet werden. Wem es in seinem
Hause nicht paßt, dem zeigt er, wo der Zimmermann das Loch gelassen
hat. Daß Gesundung unseres Rechtslebens nur durch strengste Selbst-


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