Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
5.1911/12
Seite: 728
(PDF, 169 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0734
728 —

eigenen oder anderen Personen zufallenden Nutzen zu erwarten. Derlei, aus purer
Bosheit vorgenommene Handlungen dürften dem Verfasser als Kassationsgerichtspräsidenten
doch wiederholt vorgekommen sein.

Zu S. 96: „. . . Die Willensfreiheit ist die Uberzeugung des Menschen, im
Kampfe zwischen gut und böse die Freiheit zu besitzen . . ist ferner zu bemerken
, daß „Uberzeugung" ein psychologisches Merkmal des bewußt Urteilenden ist,
daher nur im Gedankenleben vorkommt und gewiß nicht Willensfreiheit bedeuten
kann.

Der Vorwurf endlich, daß Kant sich durch seine spiritualistische Weltauffassung
zu der weitgehendsten Spekulation verleiten ließ und daraus falsche Erkenntnisse
zog, ist entschieden zurückzuweisen, insbesondere da der Verfasser
ja selbst seine Philosophie auf rein spekulativer Forschung aufbaut. H. Z.

Neue Zeitschriften. Wenn es noch eines sichtbaren Beweises bedarf, daß
sich allenthalben neues, geistiges Leben regt, so ist derselbe darin gegeben, daß
aller Orten neue Zeitschriften entstehen, mit einem Programm, welches deutlich
darauf hinweist, daß man uralte Probleme nunmehr im Lichte einer neuen Erkenntnis
zu lösen bemüht ist. Sogar Österreich reibt sich die Augen munter
und beginnt an diesem Kampf der Geister teilzunehmen, wie wir zu unserer freudigen
Überraschung konstatieren können. Denn vor uns liegt in sehr vornehmer
Ausstattung (mit der Kunstbeilage: Michelangelo, Die Beseelung des Menschen, und
mit einer Illustrationsbeilage zum Aufsatze: „Der strahlende Mensch".) die erste
Nummer der neuen Zeitschrift: „Die innere Kraft", Blätter für Lebensmut»
Herausgeber Herr Max Hayek (Verlag: Wien XIX, Hauptstraße Nr 3, Franz
Schöler). Diese Zeitschrift erscheint vorläufig in zwanglosen Heften, doch mindestens
viermal jährlich. Preis des Jahresabonnements Mk. 3,—, Preis eines einzelnen
Heftes Mk. 1.—.

Noch eine Überraschung wurde uns zuteil: Die neue Zweimonatszeitschrift:.
„ I m a g o ", Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften
, herausgegeben von Prof. S. Freud, Schriftleiter Otto Rarik und Dr.
Hanns Sachs, Verlag Hugo Heller & Comp., Wien (Abonnementspreis ganzjährig
bei sechs Heften zu etwa 30 Bogen Mk. 15,—) legte uns gleichfalls ihr sehr gediegen
ausgestattetes erstes Heft auf unseren Redaktionstisch.

Beide obengenannten Zeitschriften sind durchwegs individuell geleitet. Jede
verfolgt ihre eigenen Zwecke und Ziele, jede steht geistig auf eigenen Füßen. Wir
erblicken in solchen Zeitschriften keineswegs eine Konkurrenz, sondern Mitarbeiter
auf dem großen, unermeßlichen Gebiete der geistigen Forschung und wünschen
beiden neuen Blättern eine recht gedeihliche Entwicklung. Nur eine kurze Bemerkung
sei uns noch zu „Imago" gestattet. Das „Rätsel der Traumdeutung"
erscheint uns im Sinne Freuds nicht vollständig gelöst. Denn nicht nur
Gegenwärtiges und Vergangenes, nicht nur im tagwachen Zustand unterdrückte
Wünsche und Leidenschaften, sondern auch Zukünftiges spielt oft
wunderbar ins Traumleben hinein! Wir meinen damit die Tatsache
der „Wahrträume", die doch gerade für jede Geisteswissenschaft der interessanteste
Teil des Traumproblems sind. Sie heutzutage zu ignorieren geht wohl kaum*
nachdem selbst Tageszeitungen fort und fort über „Wahrträume" berichten und
andererseits okkulte Fachzeitschriften speziell diesem Problem das größte Interesse
entgegenbringen. Herr Prof, S. Freud möge also den Mut haben und auch die
„Wahrträume" ins Bereich seiner Forschung ziehen, dann erst behandelt er das
Traumproblem gründlich und allseitig, dann erst werden die „Geisteswissenschaften"
durch die Psychoanalyse wirklich im höchsten Sinne gefördert. Wer
in unserer Zeit eine Zeitschrift wie „Imago" herausgibt, muß den Mut haben, alle
geistigen Scheuklappen abzulegen — sonst wird er sich bald von anderen
überflügelt sehen. G. W. Surya.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1911/0734