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sammenzusetzen, pari passu mit der Entwicklung des betreffenden physischen
Körpers. Dieser Prozeß, welcher normaler Weise Jahrzehnte in
Anspruch nimmt, vollzieht sich im Seancezimmer, wo die unkontrollierten
psychischen Emanationen und die Aura des Mediums und der übrigen
Anwesenden diesen Elementalwesen neben der grobstofflichen Materie
im Astrallicht zur Verfügung stehen, in wenigen Sekunden. Ein solches,
temporär mit Bewußtsein und Intelligenz begabtes Phantom vermag
unter dem dirigierenden Einfluß der dem Auramaterial durch die Gesamtheit
der Gedanken und Wünsche der Anwesenden imprägnierten Tend-
denzen nicht nur allerlei entsprechende Astralimpulse anzuziehen, sondern
es kann sich auch in Verbindung setzen mit der Seele irgend eines Verstorbenen
, mit welchem irgend einer der Anwesenden direkt oder indirekt
in »Rapport« steht, und kann dessen geheimste Gedanken und Wünsche
erraten, wie ein Gedankenleser oder Hypnotiseur bei seinem Subjekt;
oder aber es kann auf den Wunsch der dominierenden Intelligenz die
Psyche des Verstorbenen so beeinflussen, daß sie auf Fragen oder besondere
Gedankenprojektionen reagiert und dementsprechend sich dem
Astralwesen gegenüber äußert,*) wobei jedoch nicht das klare Bewußtsein
jenes Verstorbenen bestimmend mitwirkt, sondern dasselbe nur als
allgemeine Potenz in Betracht kommt. Deshalb sind auch die betreffenden
Antworten oder Mitteilungen, obwohl es durchaus nicht ausgeschlossen
ist, daß dieselben trotzdem oft bis ins kleinste Detail der
Wahrheit entsprechen,**) doch stets mehr oder weniger unzuverlässig.
Uebrigens gehören sichtbare und greifbare Materialisationen — namentlich
in Deutschland — zu den Ausnahmen, und nur in seltenen
Fällen, bei besonders starken Medien, können solche Erscheinungen stattfinden
. Größtenteils offenbaren sich diese Astralintelligenzen nur durch
Bewegen von Gegenständen, durch Klopfen, automatisches Schreiben
oder durch Reden, wobei sie sich gewöhnlich des Sprachorgans des
im Trance befindlichen Mediums bedienen. Die Manifestationen der
temporären Intelligenzen halten so lange an, als die zu ihrer Existenz
geeigneten Bedingungen vorherrschen, d. h. bis das Medium aus dem
Trance erwacht und die Seance aufgehoben wird. Damit schrumpfen
die Aurastrahlen der Anwesenden und des Mediums, welche währenddessen
zu immensen Ringen und Kurven ausgedehnt und erweitert waren,
ähnlich wie beim Magnetisieren eines zuvor trägen Stahles, wieder bis
zur Unbedeutendheit zusammen, wie beim unmagnetisierten Stahl. Ein
Teil derselben bleibt im Zimmer und an den Gegenständen haften und
schwingt in großen, weit ausgedehnten Wirbelringen, verbunden mit den
Auraemanationen des Mediums und der Teilnehmer weiter, um bei der
nächsten Zusammenkunft sich meistenteils mit denselben Astralsubstanzen
*) Also ist es den Seelen der Abgeschiedenen doch möglich sich kundzugeben!
**) So, so! — (Der Schriftleiter.)
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