Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 20
(PDF, 170 MB)
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bild, der Dämon, er läßt den Besessenen nichts genießen, mißhandelt —
was auch in manchen Wahnsinnsformen geschieht — und plagt den
Leib, wütet gegen alles Religiöse und die, welche m gegen den Leidenden
vertreten wollen. Die Ausbrüche der Wut in Dämonischen beim Exorzismus
, Gebet, Bekehrungsversuchen erklären sich aus dem instinktiven
Widerwillen der Besessenen gegen Mittel, die ihren Trieben ganz entgegengesetzt
sind; es ist, als wenn man einen zur Wut gebrachten
Hungrigen mit moralischen Betrachtungen abspeisen wollte.«*) Diese
Erklärung klingt einfach und sehr aufgeklärt, allein daß sie nicht in allen
Fällen die befriedigende Lösung gibt, hat Perty selbst gefühlt, denn er
schreibt u. a.: »Sollte in manchen Fällen doch Besessenheit durch
ein fremdes geistiges Wesen angenommen werden müssen, so
wäre immer noch eher an Seelen Verstorbener als an Dämonen
zu denken.«**) Dies ist auch die Ansicht Justinus Kerners.
Letzterer hat die Erscheinungen der Besessenheit eingehend studiert. »Ich
erstaunte« sagt Kerner,***) »die Erfahrung zu machen, daß hauptsächlich
ein dämonisch - magnetisches Leiden, das wir schon durch das Neue
Testament kennen lernten, das aber auch sonst im Altertum sehr bekannt
war, als eines der häufigsten magisch-magnetischen Leiden noch durchaus
und völlig vorkommt, wie es die Bibel beschreibt und wie es auch
in den exorzistischen Schriften des vorigen Jahrhunderts angegeben ist
— ich meine das sogenannte Besessensein.« Kerner ist überzeugt,
daß »eine Afteraufklärung« dieses furchtbare Leiden mißkannt hat, sodaß
»die rationelle Medizin es kaum oberflächlich mehr beachtete und meistens
mit Manie und Epilepsie verwechselte, hie und da auch unter dem nichtssagenden
Namen »Monomanie« der Manie zuweist ....... Er hat

keinen Zweifel, daß ein böser Dämon (»gemeiniglich ein unselig Verstorbener
«) Besitz von dem Leidenden genommen hat, »sich der anderen
Individualität gänzlich bemächtigt und sie nur momentan öfters wieder
freiläßt.« »Es ist wahrscheinlich«, sagt Kerner, »daß sich in manchen
Irrenhäusern Dämonische befinden, die irrigerweise für Wahnsinnige
gehalten und so behandelt werden.« Und in der Tat, die von Kerner
beobachteten und geheilten Fälle von Besessenheit scheinen die Richtigkeit
seiner Anschauungen im hohen Maße zu bestätigen.

Die medizinische Wissenschaft von heute kennt die Besessenheit
nicht und schreibt alle Erscheinungen dieser Art natürlichen Nervenoder
Geisteskrankheiten zu. Ohne Zweifel hat der Aberglaube und religiöser
Fanatismus viele Fälle als Besessenheit angesehen, welche sich
einfach durch Irrsinn, religiösen Wahnsinn, Manie oder selbst durch Epi-

*) Maximilian Perty, Die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur.
Leipzig 1872. Seite 342, I. Band.
**) Ibidem, Seite 348.

***) Siehe: »Nachricht von dem Vorkommen des Besessenseins etc.« Von Dr.
Justinus Kerner, Oberamtsarzt in Weinsberg, 1836.


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