Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 21
(PDF, 170 MB)
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lepsie hätten erklären lassen. Es liegt ja sehr nahe, daß Irrsinnige, die
an religiösem Wahnsinn leiden, von der Idee erfaßt werden, vom Teufet
besessen zu sein. »Kein Wunder«, sagt de Vesme in seiner Geschichte
des Spiritismus, »daß ein Verrückter, der an die Besessenheit glaubt, sich
einbilden könnte, wirklich besessen zu sein und mit ähnlichen Antworten
auf die Fragen einzugehen vermag, die man an den Dämon richtet.
Vielleicht unterlag er auch der Suggestion der umstehenden Personen, die
ihn für besessen hielten.«

Diese nicht zu leugnenden Tatsachen schließen aber die Möglichkeit
der Erscheinung wirklicher Besessenheit keineswegs
aus, und wer die spiritistischen Phänomene kennt, der weiß, daß Besessenheit
oftmals eintritt, besonders bei jenen Menschen, welche wir mit
mediumistischen Fähigkeiten begabt sehen. De Vesme sagt geradezu^
daß man den Spiritismus nicht anerkennen kann, ohne auch gleichzeitig
die Besessenheit anzuerkennen*), und fügt u. a. bei:

»Die Einwirkung desinkarnierter Geister auf besessene Personen läßt
sich mit derjenigen des Hypnotiseurs auf das suggestionierte oder magneti-
sierte Subjekt vergleichen. Wenn die Persönlichkeit des besitzergreifenden
Geistes vollständig oder fast vollständig an die Stelle der besessenen Person
getreten ist, so ist dies das Phänomen, welches eigentlich den Namen
Besessenheit verdient, gegenüber der nur teilweisen Beherrschung seitens
eines Geistes, welche wir richtiger mit Umsessenheit bezeichnen. Wie
sich ein Hypnotisierter aufwecken läßt, indem man aus seinem Körper
den Geist, oder besser den Einfluß des Magnetiseurs entfernt, so ist es
klar, daß sich auch die Besessenheit besiegen läßt.»

Sehr interessant und belehrend sind die Ausführungen G. W. H.
Myers in seinem berühmten Buche »The Human Personality and its
survival of bodily death« über Besessenheit. Myers erblickt in der
Possession eine mehr entwickelte Form des »automatisme moteur«. Der
Unterschied liegt nur darin, daß bei der Possession die Personalität für
einige Zeit vollkommen verschwindet und sich eine mehr oder weniger
vollständige Substitution der Personalität vollzieht. Schrift und Wort
sind Manifestationen des fremden Geistes. Myers ist überzeugt, daß in
gewissen Fällen, wiez. B. bei Stainton Moses, ein geistiger Faktor eine
große Rolle in diesen Kommunikationen spielt, d. h. daß die Erklärung
durch Auto-Suggestion oder durch Impulsionen des subliminalen Ichs
nicht alle Fälle deckt. »Ich zweifle nicht«, sagt der Gelehrte, »daß die
Theorie der Possession als eine Sache gezeigt werden kann, die mehr
ist als bloße Spekulation, als ein neuer Beweis zugunsten des Ueber-
lebens des Menschen nach dem körperlichen Tode.«

Nun muß aber beigefügt werden, daß Myers, obgleich er die Möglichkeit
einer Besessenheit durch einen fremden Geist zugibt, ausdrück-

*) De Vesme, Geschichte des Spiritismus, Bd. I. Seite 429.


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