Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 22
(PDF, 170 MB)
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lieh die alte Idee von der Possession durch Teufel oder Dämonen oder
selbst dureh Engel modifiziert wissen will. »Es existiert« sagt er
»wenigstens nach unserer Kenntnis kein Beweis zugunsten
der engelhaften, teuflischen oder feindlichen Besessenheit!«
Und weiter führt Myers aus, daß der Teufel nicht ein Geschöpf ist, dessen
unabhängige Existenz von der Wissenschaft anerkannt wäre. Alle Berichte
über Teufelsbesessenheiten lassen auf Autosuggestion schließen.
Man kann entgegnen, daß in den vom Teufel gebrachten Manifestationen
der Teufel der besessenen Person feindlich war, und man kann fragen,
ob es möglich ist, daß der Quälgeist wirklich nur ein Fragment des Gequälten
ist? Wir müssen darauf antworten, daß die letztere Annahme
nicht nur nicht absurd ist, sondern im Gegenteil bekräftigt wird durch
die wohlbekannten Phänomene des Wahnsinns und der Hysterie. Im
Mittelalter, besonders in den mächtigen und schrecklichen Autosuggestionen,
deren Kosten alle der Teufel trug, erreichten diese sog. Besessenheiten
eine Intensität, welche die ruhige und skeptische Atmosphäre der
modernen Hospitäler zerstreut und abschwächt. Die schrecklichen Teufel,
welche die Schwestern Angelika de Laudun besessen machten, würden
heute in der Salpetriere als einfache Manifestationen von Narrheit
(clownisme) und »attitudes passionelles« behandelt werden«.

Es würde zu weit führen, hier die interessanten und klaren Ausführungen
des berühmten Gelehrten im vollen Wortlaut zu bringen. Ich
kann nur noch kurz darauf hinweisen, daß Myers behauptet, daß die
einzigen, welche sich des menschlichen Organismus so bemächtigt haben,
daß sie diesen Ausdruck verdienten, menschliche Wesen waren und
überdies von freundlichem Charakter. »Dem Teufel von Laudun, ich
wiederhole es«, sagt Myers, »und anderen ist es nicht gelungen, ihre
unabhängige Existenz zu beweisen. Diese Betrachtungen, hoffe ich, sind
derart, daß sie jene Vorstellungen, die sich um das Wort Possession
gesammelt haben, verschwinden machen.«

Man kann sich diesen vernünftigen Anschauungen gewiß anschließen,
nur möchte ich darauf hinweisen, daß es nicht undenkbar ist, daß auch
schlechte Charaktere den Einfluß erreichen können, einen Menschen besessen
zu machen. Ich glaube nicht an die Existenz vpn Dämonen
und Teufeln, aber mir scheint es nicht unmöglich, daß Desinkarnierte,
welche von bösartigen Monoideismen getrieben werden, so gut in der
Possessio eine Rolle spielen können als solche freundschaftlichen
Charakters.

Voll und ganz wird man aber mit der »Formel« einverstanden sein,
welche Fred. Myers für den größten Teil der sog. Besessenheiten
durch den Teufel aufstellt: »Eine zeitweise Direktion des Organismus
durch ein mehr oder weniger bedeutendes Fragment, das detachiert ist
von der übrigen Personalität, ein Fragment, das infolge von Autosuggestion
bis zur Feindseligkeit gegen die Hauptpersönlichkeit entartet und


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