Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 30
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
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Leser, zumal der Neuling auf diesem Gebiet, sagen wird: Die Botschaft
hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Es sind in der Tat recht ungewöhnliche Dinge, die dieser vielge-
gereiste Mann da von den Brahminen der Joshi-Kaste erzählt. Was diese
Joshis betrifft, so werden diese, wie mir der Direktor des ethnographischen
Museums in München sagt, zur Kaste der Shudras gerechnet. Die
Shudras sind, wie "aus Dr. Hübbe Schleidens Reisewerk: »Indien und
die Indier« zu entnehmen ist, durchweg Angehörige der niedersten Klassen.
Nach Herbert Riesley gibt es im Distrikt Bombay etwa 11000 solcher
Büsser und Bettler, die sich Joshis nennen. Sie sollen besonders in der
Astrologie und der Chiromantie beschlagen sein. — Es war wohl der
Hafen von Bombay, in dem Cheiro das erste Mal in seinem Leben mit
einem Joshi zusammengetroffen ist. Merkwürdigerweise gibt er nirgends
Ortsnamen an, so daß es in Dunkel gehüllt bleibt, in welchem Teil
von Indien sich alle diese Dinge abgespielt haben. Er wird sich wohl
gedacht haben, daß dies seinen Zuhörern ziemlich gleichgültig sein wird,
und daß es viel wichtiger ist, daß ihm sein Auditorium glaubt, daß dies
alles Tatsachen sind, was er schildert.

Daß man einen Knaben in den Leib eines frisch getöteten Tigers
stecken, ihn dort, wenn auch nur für einige Stunden, lebendig begraben
kann, erscheint uns Kulturmenschen als eine Scheußlichkeit. Diese Naturkinder
finden offenbar gar nichts Scheußliches dabei. Der Zweck, den
sie dabei im Auge haben, heiligt offenbar auch bei ihnen die etwas un-
saubern Mittel. Die Behauptung der Joshis, daß dadurch, daß der
Knabe stundenlang in dem Körper des Tieres drinnen steckt die Seele
des Tigers auf ihn übergehen, darf selbstredend nicht wörtlich genommen
werden. Denn des Tigers Seele ist ja bereits entwichen, bevor der
Knabe in den toten Körper hineinkommt. Aber was noch nicht entwichen
war, als der Junge hinein kam, das ist jenes unsichtbare Glied jedes
Lebewesens, das der Okkultismus als den Aetherleib bezeichnet. Und da
drängt sich der Gedanke auf, daß der Aetherleib des schlafenden Knaben
durchflutet und durchtränkt wurde von dem sich langsam auflösenden
Aether- oder Lebensleib des Tigers. Daraus würde sich dann anstandslos
die besänftigende Wirkung, die der Knabe auf jene andern Tiger ausübte
, erklären. Man könnte die Wirkung auch — wie ich von befreundeter
Seite hörte — vielleicht folgendermaßen deuten: Wenn der
Aetherleib des Tigers sich nach dessen Tod nicht sofort auflöst, sondern
in seiner Form länger erhalten bleibt, so wäre es recht wohl denkbar,
daß sich diese Form durch den innigen Kontakt mit dem Tiger in der
Zeit, die der Junge in dem Tierkörper verbringt, auf den Aetherleib des
Jungen überträgt. Geht der Junge dann am nächsten Morgen mitten
unter die wilden Tiere hinein, dann wirkt auf diese der Anblick des ins
tigerhafte umgewandelten Aetherleibs, den sie hellsichtig, wie diese Tiere
zweifellos sind, sehen können, besänftigend ein. — Dies wäre ebenfalls


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