Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 55
(PDF, 170 MB)
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Haarproben laufen auch pro Tag ein. Ast muß also sehr fleißig sein, um allen
gerecht werden zu können.

Wer nichts vom Hellsehen weiß, hält natürlich den Schäfer Ast für einen
großen Qaukler oder Charlatan. Allein damit ist der Mann sowenig abgetan, als
die rechnenden Pferde von Elberfeld durch ein wissenschaftlich absprechendes Urteil
aus der Welt zu schaffen waren. Den „Allesbesserwissenden" müßte schon
der Umstand zu denken geben, daß man wiederholt versucht hat, dem Schäfer Ast
Haare von gesunden Tieren oder toten Menschen vorzulegen, und jedesmal hat
er diese sofort erkannt und schlagfertig zurückgewiesen!

Ist es nicht Hellsehen, wenn ihm ein Herr Haare einer alten Frau überbringt
und Ast gleich darauf sagt: „Na, die olle Schachtel schall noch mal wedder tanzen
können?" Er hatte nämlich an den Haaren erkannt, daß die alte Frau an Krampfadergeschwüren
erkrankt war, und sagte dies dann gleich darauf!

Oder ist Ast ein „Charlatan", wenn er Folgendes leistet? Ein Leser unseres
Blattes fuhr vor nicht langer Zeit von Berlin nach Hamburg. Im D-Zug lernt er
einen mitreisenden Herrn kennen, der sich als Arzt vorstellt. „Was glauben (Sie,
wohin ich reise?" fragte der Arzt unsern Gewährsmann. Der konnte dies natürlich
nicht erraten. Darauf sagte der Arzt: „Zum Schäfer Ast. Nicht .wahr, Sie
sind erstaunt darüber. Aber hören Sie mal, wie ich über die Fähigkeiten Ast's
unfreiwillig bekehrt wurde. Vor einigen Jahren erkrankte meine alte Mutter so
schwer, daß nach ärztlichem Urteil jede Hilfe ausgeschlossen
war. Da bat mich meine Mutter, die ich sehr liebe, noch einen Versuch mit dem
Schäfer Ast zu machen. Mehr um den Wunsch einer Sterbenden zu erfüllen, als
irgendwie daran zu denken, daß Ast hier noch hilfreich eingreifen könne, fuhr ich
also zu ihm. , Er stellte aus den Haaren zu meiner nicht geringen Verblüffung rasch
die Diagnose und verordnete eine ganz komisch klingende Mixtur. Ich überbrachte
diese meiner Mutter, sie nahm den Trank pünktlich ein — und wurde ganz
gesund. Nun bin ich selbst leidend geworden, habe vergeblich bei einigen
Kollegen Hilfe gesucht und fahre nun, obwohl es wie ein Hohn auf meinen ganzen
Stand klingt, zum Schäfer Ast, weil ich eben gesund werden will."

Des weiteren berichtet mir Herr Georg Korf aus Hamburg: „Zum Schäfer
Ast, von dem Sie wohl schon genügend gehört haben, kam eine Frau mit ihrem
Töchterchen,, das an einem* Siechtum litt. Ast, der jegliche Diagnose aus einigen
abgeschnittenen Nackenhaaren stellt (respektive nach meiner Meinung dadurch
einen Kontakt für Hellsehen und Hellhören herstellt) sagt zu der Frau: „Dat Kind
hebbt se unner." (Das Kind haben sie unter, ,d. h. das Kind ist behext). Er verordnete
verschiedene Prozeduren, Räucherungen und anderes, und von Stund an
ward es mit dem Kinde besser und es wurde schließlich ganz gesund. Schäfer
Ast hat Dienstags und Freitags sogenannte Sympathietage, an diesen soll er Besonderes
leisten können. Es besuchen ihn immer noch täglich mehrere hundert
Hilfesuchende."

Solcher Geschichten, die auf Wahrheit beruhen, sind viele im Umlauf,
dagegen kommen die faulen Witze über den Schäfer Ast nicht auf. Auch der alte
Hagenbeck berief ihn wiederholt zur Heilung kostbarer Tiere; bei letzteren entfällt
wohl der gelehrte Einwand, daß die Erfolge des Schäfers Ast nur auf
Suggestion beruhen können. Also ist er ein hellsehender Wunderdoktor
mit Fug und Recht zu nennen. G. W. S.

Ein merkwürdiger Fall von Besessenheit? In dem großen, 1600 Einwohner
zählenden Dorfe Käsemark, etwa 25 km von Danzig, im sogenannten Danziger
Werder gelegen, lebte zu Ende des verflossenen Iahrhunderts ein junger Arbeiter
Friedrich Kapitz. Der Junge diente beim Hofbesitzer Wilhelm Müller und stand
schon in seiner Jugend in dem Rufe eines Hellsehers, doch legte weder er selbst


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