Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 69
(PDF, 170 MB)
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über die beschränkten, engherzigen Grenzen des philiströsen Materialismus
kann ihnen nicht abgesprochen werden. Der gewöhnliche, an der
Lehmscholle haftende materialistische Philister wird ihnen gegenüber
freilich achselzuckend einfach von» Phantasterei« sprechen.*) Man ist ja
überhaupt mit diesem Worte, ob dessen Anwendung begründet oder
nicht begründet ist, stets recht schnell bei der Hand. Und was hat
kleinliche Beschränktheit nicht schon alles als Phantasterei bezeichnet!
Was hat sie nicht schon alles beanstandet, belächelt und verhöhnt!
In dieser Hinsicht zeigt bekanntlich die Geschichte der Wissenschaften
(einschließlich der Geheimwissenschaften), der Entdeckungen und Erfindungen
zahllose lehrreiche Beispiele.

Welch böses Aergernis erregte z. B. einst der griechische Philosoph
Anaxagoras mit seinen Behauptungen: die Sonne sei viel größer als
der Peloponnes, die Meteorsteine fielen aus dem Himmelsraum zur Erde
usw. Ja, noch der Physiker Chladni, der mehr als zwei Jahrtausende
später rücksichtlich der Meteorsteine mit derselben Behauptung auftrat,
wurde allenthalben verspottet und für einen Toren erklärt. Und als der
römische Stoiker Lucius Annäus Seneca prophezeihte: »Es wird eine
Zeit kommen .... da die Seefahrer neue Länder entdecken werden und
Thüle nicht länger das fernste unter den Ländern sein wird« da wurde
diese Prophezeihung gewiß von manchen seiner römischen Mitbürger,
die sich als baldige Beherrscher des gesamten, wie sie glaubten, überhaupt
existierenden »orbis terrarum« ansahen, mit spöttischem Kopfschütteln
aufgenommen. Aehnliches ist sicher auch dem gelehrten
Franziskanermönch Roger Bacon widerfahren, als er vor nunmehr
siebenhundertundetlichen Jahren erklärte: »Es ist möglich, Maschinen zu
konstruieren, durch welche die größten Flußschiffe, von einem Menschen
gelenkt, mit größerer Schnelligkeit dahinfahren, als wenn sie ganz voll
Ruderer wären. Und ebenso ist es möglich, Wagen zu konstruieren, die
ohne Pferde mit unglaublicher Schnelligkeit sich bewegen .... Ja, auch
Flugmaschinen können erfunden werden, vermöge deren ein Mensch mit
künstlichen Flügeln die Luft zu durchschneiden vermöchte, nach Art
eines fliegenden Vogels.«

unseres Lebens zeigt uns, daß nur das für uns besonderen Wert hat, was wir noch
nicht besitzen. Haben wir das Gewünschte erreicht, verliert es viel oder alles von
seinem einstigen Werte. Wer nun die Geschichten von den Leuten liest, denen es
gelungen sein soll, ihr Leben über eine gewisse Grenze hinaus zu verlängern, der
wird wiederholt auf die ihm schier unglaublich scheinende Wendung stoßen, daß dieser
oder jener, der sein Leben beliebig verlängern gelernt hat, freiwillig und gerne auf
das Weiterleben verzichtete. Wenn diese Bemerkung wirklichen Tatsachen entspricht,
was wir weder beweisen noch leugnen können, so hätten wir eine neue Erklärung
gefunden, warum trotz der Möglichkeit, das Leben beliebig zu verlängern, verhältnismäßig
niemand zu finden ist, der beweisen würde, schon seit Jahrhunderten zu leben.

*) Angesichts der heute unter den Erdenmenschen herrschenden entsetzlichen
Zerfahrenheit freilich mit einigem Recht!


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