Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 112
(PDF, 170 MB)
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unserer ihnen völlig artfremden Sprache nicht nur verstehen, sondern auch ablesen
können; anderseits würden sich die Pferde auch in unserer Sprache, wenngleich in
ihrer besonderen Orthographie, verstandlich machen. Der Gelehrte führte weiter
aus, daß die leichten Lösungen meist gleich erfolgten, mitunter auch erst beim
zweiten und dritten und selbst noch beim neunten und zehnten Fragen. In einem
gewissen Prozentsatz der Fälle versagten die Tiere auch vollständig; es komme vor,
daß sie unlustig, faselig oder auch müde seien. Beim Wurzelausziehen liegt, wie
Professor Plate weiter erklärte, im Gegensatz zur Lösung der anderen Aufgaben
mehr ein Raten als eine rechnerische Überlegung vor; reiner Zufall erscheint ihm
dagegen auch hier ausgeschlossen.

Das Gespensterhaus. Wir entnehmen diesen Bericht einer der bedeutendsten
Zeitung Italiens, dem „Corriere della Sera", vom 3. Januar 1913: „Es war am
Abend des 22. November 1912, als sich die Familie Didier bereits schlafen gelegt hatte
und von der Turmuhr des gegenüberliegenden Domes der letzte Glockenschlag zwölf
ertönt war, da erscholl plötzlich ein heftiger Schlag an der Wand zwischen dem Salon
der Didierschen Wohnung und dem Schlafzimmer der anstoßenden. In beiden
Etagen stand man sofort auf, und nach Verlauf einer kleinen Weile erfolgte der
zweite Schlag, ebenso heftig wie der erste. Das ging wohl eine Stunde lang so
fort. Da die Familie Didier keine Ahnung vom Spiritismus hatte und noch niemals
dergleichen übersinnlichen Vorkommnissen gegenüberstand, so schrieb sie natürlich
die Ursache des seltsamen Wandschlagens allem anderen statt Geistern zu. Am anderen
Morgen begegneten sich die Frauen der in der Rede stehenden, durch die Geräusche
in der Nacht belästigten Familien, und Frau Didier redete die Nachbarsfrau
mit den Worten an: „Was ist denn in der vergangenen Nacht bei Ihnen los gewesen,
daß Sie so an die Wände schlugen?" — „Das hätten wir getan?" Sind Sie so -gut.
Ich bin gerade auf dem Weg zu Ihnen, um mir auszubitten, daß es aber in der nächsten
Nacht ruhiger hergeht als in der vergangenen. Dieses laute Schlagen!" —
„Aber bei Gott, wenn Sie es nicht gewesen sind, wer soll es denn getan haben?"
„Ich bitte Sie, Sie sind es auch nicht gewesen?" Aus diesem Zwiegespräch sah
man nun, daß es sich nicht um einen Schabernack handelte, den der eine dem anderen
zu spielen gesonnen sei, auch ließ sich leicht die Überzeugung verschaffen,
daß ebenfalls seitens der Bewohner der anderen Etage nicht jener Lärm ausging.
Jede Nacht, während einer vollen Stunde, begann Glockenschlag 12 Uhr der furchtbare
Lärm. Die beiden so geplagten Familien gerieten schier außer sich und sie erzählten
den Nachbarn von jenem sonderbaren Vorkommnis, in der Hoffnung, daß es
ihnen gelänge, ein Mittel gegen die Störung ausfindig zu machen. Gar manch Absonderliches
trug sich dann hier zu. Einer der hinzugezogenen Zeugen behauptete,
daß die Schläge von komprimierter Luft herrührten, die in der Wand eingeschlossen
sei. Doch wie man auch die Mauer durch kleine Löcher untersuchte, den jeden
Abend auftretenden Phänomenen gebot dies keinen Einhalt. Endlich kam ein Ingenieur
auf den ingenieusen Gedanken, daß es sich um einen kleinen Motor oder einen
ähnlichen Apparat handle, der sich in der Nachbarschaft befinden müsse. Ein Elektrotechniker
wollte natürlich die Erscheinungen auf Elektrizität zurückführen. Demzufolge
ward der Strom für das ganze Haus abgestellt. Aber auch dieses hatte ebensowenig
Erfolg.

Eines Tages nun kam es vor, daß Herr Didier aus Ärger mit der Faust auf
einen Koffer schlug. Unmittelbar gleich darnach erscholl ein heftiger Schlag in der
Wand. Man schlug mehrmals mit der Faust auf den Koffer und gleichzeitig ertönten
ebenso viele Schläge an der Wand. Nun war es Zeit, daß sich die Polizei hineinmischte
. Sie fahndete auf einen Urheber des schlechten Streiches und nahm dieser-
halb die Wohnungen in Augenschein. Auf beiden Seiten wurden Geheimpolizisten
aufgestellt, aber trotz eifrigster Überwachung gelang es nicht, der Ursache des


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