Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 134
(PDF, 170 MB)
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aber sie tastete nach meines Mannes Hand und er fühlte die Frage nach
mir. Er sagte, ich ließe sie tausend Mal grüßen, die Kleine bedürfe aber
meiner, und sie nickte. Dann kurz vor ihrem Ende erzählte mein Mann,
daß ich sie gesehen hätte. Sie nickte wieder und sagte: »Ich sie auch«, —
dann mühsam: »Sie war in einem grünen Seidenkleide mit weißen
Wolken!«

Das stimmte auch, denn ich hatte ein seegrünes Gesellschaftskleid,
nach damaliger Mode mit weißem Seidenmull garniert, an.

Als wir später in eine Stadt kamen, in der die See nahe und große
Waldungen ringsherum lagen, hatte ich sehr viele Bilder zu sehen. Der
schwarze Rahmen stieg fast alle Abende im Dämmer auf und zeigte mir die
Bilder, die ich sehen sollte und die ich schon früher einmal in den »Mitteilungen
für psychische Forschung« veröffentlichte.

Sehr sonderbar war ein Erlebnis aus viel späterer Zeit.

Meine Tochter war verheiratet und hatte einen kleinen Jungen. Da
die Pflegerin erkrankte, fuhr ich zu ihr, und nun ereignete sich etwas,
das kaum glaublich klingt, aber das ich, so wahr ich lebe und dies
schreibe, in aller Klarheit erlebt habe.

Zehn Tage nach der Geburt des Kindes wünschte meine Tochter,
daß ich in ein Gastzimmer zöge, da sie sich wohl genug fühle, die Nacht
nur mit der Kinderfrau, die das älteste Kind verwahrte, unten im Schlafzimmer
zuzubringen. Ich war's zufrieden, denn die letzten unruhigen
Nächte ohne Schlaf hatten mich sehr aufgeregt und erschöpft. — Das
Haus meiner Tochter war ein früheres altes Kloster, ein Riesenbau, dessen
uralte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Grundmauern wahre Festungen
zu sein schienen, und in der Küche der anstoßenden Leute-Eßstube sah
man noch die Nieschen, wo die Altäre und Kapellen der Kirchenkrypta
gewesen waren. Natürlich hieß es in der ganzen Gegend, die alten
Mönche von D. spukten, und oft wurden sonderbare und auffallende
Geräusche vernommen Einige besonders beherzte Leute wollten so
gar ab und zu einen kleinen Mönch mit hochgeschlagener Kappe und
langerbrauner Kutte im Park, auf dem sogenannten Konsulenweg, bemerkt-
haben. Oft grub er an ganz harten Stellen auch im Walde, und zur
Mittsommerzeit hörten die Mägde, die über der Kapellenstube schliefen,
sein leises, langgezognes Singen.

Dicht an das Zimmer, das ich nun beziehen sollte, stieß der alte, sehr
wacklige und darum selten betretene Zellengang, an dem noch die kleinen
Kammern, die einst die Mönche innegehabt hatten, standen, durch Holztüren
von altersschwarzem Eschenholz von dem hochgewölbten, massiven,
dickmauerigen eigentlichen Gange abgetrennt.

Wie die Immenzellen hingen diese verwitterten Kabinen in dem
Steinbau, in einigen sah man noch klobige, alte Kruzifixe an der Wand
eingemeißelt, und eine der Zellen, die andern wurden für allerlei Gartengeräte
und Vorräte benutzt, stand immer leer. Niemand getraute


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