Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 136
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0143
— 136 —

leicht hatte denen das Klopfen gegolten und ein Liebhaber sich eingeschlichen
, der die Flügel des Hauses verwechselt haben mochte. Ich
beruhigte mich mit der Idee und hatte nicht Lust, mich in die fragwürdigen
Abenteuer der Dienstboten zu mischen, wollte aber am Tage darüber
mit der Wirtschafterin und meinem Schwiegersohn sprechen.

Ich blieb nun auf, legte mich auf die in meinem Zimmer befindliche
Chaiselongue und schlief auch trotz der etwas unbequemen Stellung ein.

Punkt drei Uhr schreckte ich aber wieder auf, ein lautes Geschrei
drang herein, heftiges Klopfen und dazwischen ein starkes Poltern wie
von stürzendem Hausrat. Aber es kam eigentlich aus keiner bestimmten
Richtung, es hörte sich an, als trubelte es in der Luft und unter den
Füßen und rechts und links. Merkwürdig. Ich ging an die Tür
und horchte, aber es blieb wohl zehn Minuten lang dasselbe;
ich hörte ein winselndes Schreien, hörte das Stürzen der Möbel, hörte
das furchtbare Pochen.

Und plötzlich war mir's, als sage mir jemand: Es ist nebenan, in der
Zelle des braunen Mönchs.

Kurz entschlossen verließ ich meine Stube, die Lampe in der Hand,
ging die Treppe hinab, schloß die Haustüre auf und stieg nun in der
Ecke des alten Baues eine von außen zu einer alten Türe führende
Stiege hinab, die in den Zellengang führte.

Dort hörte ich noch das unheimliche Stöhnen, bis ich an die Zelle
gelangte, die ich suchte. Dort war alles still, — die Tür weit offen,
aber alle Kammern still, verschlossen und einsam, nicht mal Katze oder
Maus zu sehen. Ich leuchtete alle Winkel ab. Nichts. Leise sprach
ich vor mich hin: Ich und alle guten Geister loben Gott den Herrn!

Da krähte draußen der Hahn und vom Schloßturm schlug es halb
vier Uhr. Ich kehrte in meine Stube zurück, entkleidete mich und schlief
nun ungestört bis in den hellen Tag.

Vorsichtig kundschaftete ich, ob jemand außer mir die seltsamen Vorgänge
beobachtet hätte. Aber ich konnte nichts erfahren.

Acht Tage später wiederholte sich dasselbe. Ich gab nun nicht
Laut, stand nicht auf, holte nur aus meinem Koffer ein kleines elfenbeinernes
Kreuz, hielt es hoch und betete sehr stark für die arme, ruhelose
Seele.

Dann reiste ich ab.

Etwa drei Monate später reiste ich wieder hin und bat besonders,
wieder in der Eckstube wohnen zu dürfen, denn ich war direkt gespannt,
ob mein nachbarlicher Geist wieder Tumult machen würde.

Gegen Abend, es war schöner, warmer Sommer, saß ich allein im
Garten unter den alten Blutbuchen des Konsulenganges. Da wuchs plötzlich
vor mir eine kleine, braune Gestalt aus der Erde, mit Spaten und Hacke
geschultert über der braunen Kutte und ein paar liebe, freundliche, aber
traurige Augen sahen mich unter der braunen Kutte an. Drei Mal


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0143