Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 176
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0183
- 176 -

auch beseelten Organismus erblickten, der Wahrheit näher gekommen sein
dürften als unsere modernen Gelehrten, die die Entstehung des ganzen Weltalls auf
materialistischer Basis zu erklären suchen. Ich glaubte also in dem vorliegenden
Werke Bardonnets eine weitere Stütze einer antimaterialistischen Auffassung des
Weltgebäudes begrüßen zu können. Leider wurde ich diesbezüglich enttäuscht.
Der gelehrte Verfasser sieht zwar ein, daß es nicht angeht, das Universum als
einen Mechanismus hinzustellen, sondern er erblickt in ihm einen Organismus. Aber
er versagt total, wenn es sich darum handelt, den Ursprung des Universums oder
irgend eines Organismus einer Erklärung näher zu bringen. So sagt Bardonnet im
zweiten Bande Seite 496 ausdrücklich: „Das Universum ist nicht Qott, noch das
Werk eines Qottes. Es ist ein Organismus und lebt im Großen sein ungeheures
organisches Leben, wie wir das unsrige im Kleinen tun, das heißt arbeitenderweise,
durch Arbeit, durch Aktion und nicht durch die Tugend seiner Selbstbestimmung.

Wessen Gunst verdanken wir unser Sein? Der Gunst der ewigen Arbeit, welche
sich in unseren Organen bemerkbar macht usw."

Also ein reiner „Energismus*4, da aber heute schon Materie und Energie vertauschbare
Begriffe sind, auch ein verkappter Materialismus. Diese Art von
Weltanschauung ist aber heute unhaltbar geworden. Es sei uns gestattet, hier
Bardonnet auf einen ganz vorzüglichen Artikel des Professors der Botanik an der
Universität Kiel: „Wichtige Probleme der Weltanschauung von
J. R e i n k e" (erschien im Maiheft 1913 der „Deutschen Rundschau", Verlag Gebr.
Paetel, Berlin, hinzuweisen. Professor Reinke sagt darin: „Es gehört
zu den wichtigsten Problemen der Weltanschauung, ob wir in der Zielstrebigkeit
der Entwicklung bei Lebewesen ein geistiges Prinzip anerkennen sollen,
das den Stoff und die physischen Kräfte, die am Aufbau des Organismus beteiligt
sind, beherrscht und durchdringt. Die Anhänger des Materialismus und verwandter
Geistesrichtungen leugnen es kurzer Hand ab. Einige unter ihnen machen sich die
Sache sehr leicht, wenn sie im Gegensatz zu K. E. v. Baer erklären: „Es gibt gar
keine Ziele und Zwecke in der Natur, der Mensch bildet sie sich nur ein!" Es
ist leicht diese Auffassung ad absurdum zu führen. Der Mensch mit Inbegriff seines
Geistes ist nur ein Stück Natur. Wer aber möchte leugnen, daß jeder unserer Willensakte
auf ein Ziel gerichtet ist, daß alle unsere Arbeit, sofern, sie vernünftig
ist, in der Zukunft gelegene Ziele verfolgt? Wird dies zugestanden, so können wir
auch nicht umhin, Ziele und Zwecke in der Entwicklung unseres eigenen Körpers
anzuerkennen, denn jedes unserer Organe, unser Auge, Ohr, Herz, Magen, Lunge
usw., sind auf einen bestimmten Zweck eingestellt und ihre Entwicklung war auf
ein bestimmtes Ziel gerichtet. Hier also handelt die Natur zielstrebig und zweckmäßig
, wie der Mensch in jeder seiner Betätigungen, falls sie nicht sinnlos sind.
Die zweckmäßigen Handlungen des Menschen sind aber ein Ausfluß seines Geistes,
und nach der Analogie dazu wird uns die Deutung nahegelegt, daß auch die
Zweckmäßigkeit und Zielstrebigkeit im Bau und in der Entwicklung der Organismen
analog zu denken ist dem Wirken des menschlichen Geistes, daß wir darin
also das Walten eines geistigen Prinzipes der Natur zu erblicken
habe n."

Wer sich einmal zu dieser Erkenntnis aufgeschwungen hat, dem wird auch kein
„Neomonismus" weismachen, daß irgend ein Organismus ohne ein schöpferisches
geistiges Prinzip zustande kommen kann. Vielleicht kommt Herr Bardonnet in
einigen Jahren selbst zu dieser Einsicht und arbeitet sein obengenanntes Werk dementsprechend
um, dann allerdings würde es ein sehr wertvolles Buch werden.
Jetzt macht es mir immer den Eindruck, daß Bardonnet auf halbem Wege
stehen geblieben ist. G. W. Surya.

Verantwortlich für Deutschland für den Inhalt der Zeitschrift: Max Altmann, Leipzig. t


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0183