Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 215
(PDF, 170 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0222
Ich höre soeben, daß Professor Reisner vom Sudan aus an eine in Kairo erscheinende
Zeitung eine Zuschrift gerichtet habe, worin er auf das bestimmteste
erklärt, daß er noch niemals an oder in der Sphinx von Qize Ausgrabungen vorgenommen
habe und auch niemals die Absicht gehabt habe, etwas derartiges vorzunehmen
.

Mein im Septemberheft des Zentralblattes f. 0. auf S. 130 u. f. abgedruckter
Aufsatz über „Das Rätsel der Sphinx" stützt sich nun darauf, daß der von mir sehr
geschätzte Direktor des ethnographischen Museums in München damals keinen
Zweifel hegte, daß die durch die Blätter gegangene Mitteilung, Prof. Reisner habe
im Innern dieser Sphinxfigur verschiedene Kammern entdeckt, auf Wahrheit beruhen
werde. Leider sind nun aber auch Museums-Direktoren nicht unfehlbar.
Die ganze Geschichte von den von Prof. Reisner in der Sphinx entdeckten Innenräumen
erweist sich also nachträglich als glatt erfunden, wie Sie ja ganz richtig
von vornherein vermutet haben. Die Wjahrheit wäre natürlich viel früher ans
Tageslicht gekommen, wenn Professor Reisner in der Lage gewesen wäre, den
über ihn verbreiteten Gerüchten sofort entgegenzutreten. Aber da er sich damals
im Sudan aufhielt, so ist es begreiflich, daß ihm die Kunde davon e;rst nach Wochen
zuging.

Durch die nun erfolgte Aufhellung dieser dunkeln Sache wird also all das
hinfällig, was auf den Seiten 130 und 131 steht; nicht hinfällig wird dagegen das,
was auf S. 132 über die okkulte Bedeutung der Sphinx-Figur angegeben wird.
Dies wird natürlich dadurch nicht berührt, und gerade darum war es mir auch
bei diesem kleinen Aufsatz hauptsächlich zu tun.

Indem ich Sie bitte, von diesem Brief Ihren Lesern womöglich schon im
Oktoberheft Kenntnis zu geben, begrüße ich Sie ganz ergebenst.

Ludwig Deinhard.

Alchimisterei in Alt-Wien. Durch die epochemachenden chemischen Entdeckungen
eines Lavoisier und eines Berthollot am Ende des 18. Jahrhunderts verlor
die bis dahin als quasi offizielle Wissenschaft geltende Alchimie jegliches Ansehen.
Geheimerweise wurde sie aber trotzdem selbst von Gelehrten und anderen geistig-
hochstehenden Persönlichkeiten weitergepflegt. Ja selbst Goethe bekennt sich in
„Dichtung und Wahrheit'' als passionierter Hermetiker und seinen Lobgesang auf die
Alchimie hat er im ersten Teile seines „Faust" verewigt. Bekannt sind seine
hermetischen Studien mit der frommen und gelehrten Susanne von Klettenberg,
einer Jugendfreundin der Frau Rat, und mit seinem Hausarzt, dem Arkanologen
Dr. Moser, der Goethe mit alchimistischen Mitteln einmal sogar das Leben gerettet
hat. Es ist daher nicht wunderlich, daß in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
auf den meisten europäischen Fürstenhöfen neben der damals stark
florierenden Freimaurerei auch sogenannte Rosenkreuzerei betrieben wurde. Mitglieder
dieser Gesellschaften waren zumeist Adelige, Künstler, Gelehrte, selbst
Theologen, die alle, möglicherweise wie Goethe, teils aus Forschertrieb, teils aus
Liebhaberei der uralten Alchimie treu geblieben sind. Wem übrigens das Wesen
der Alchimie bekannt ist, wird wohl wissen, daß die echten Hermetiker die Erzeugung
des künstlichen Goldes als Möglichkeit gelten ließen, sich aber in erster Linie
mit dem Studium der hermetischen Medizin (das ist das Heilen mit den Arkanen
[Remedia divina, Arkanologie]) befaßten. Als Franz von Lothringen nach Wien
kam, verfolgte er die alchimistischen Probleme mit seinem Geheimen Sekretarius
Poquier v. Jolifief, der als Verfasser des erst im Jahre 1779 dem Drucke über-
gebenen Werkes „Der Kompaß der Weisen" und mehrerer Schriften über magische
Spiegel u. dgl. genannt wird. Im „Kompaß" verherrlicht der Autor den nachmaligen
Kaiser Josef II., „welcher durch seine Gottseligkeit, Klugheit und Menschenliebe die


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