Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 216
(PDF, 170 MB)
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Herzen aller Weltbürger nach sich ziehet". Nach dessen Tode fand man unter
seinen Papieren die Handschriften vieler wissenschaftlicher Arbeiten sowie auch
alchimistischer Studien, die er größtenteils mit seinem fürstlichen Herrn elaboriert
hatte. Einer besonderen Qunst dürfte sich auch der als „Cabinetssekretarius und
geheimer Finanzrath4' im Jahre 1762 verstorbene Franz J. Freiherr v. Toussaint erfreut
haben. Von seinen hermetischen Werken möge hier der Titel eines Traktates
seine Bewandtnis haben: „Ein Prozeß des Grafen Herbeville von Wayl. Kaiser
Franz um 2.000 Ducaten gekauft, weißes Kupfer zu*machen, mit Zuwachs von
Silber, wobey der am 14. May gemachte Versuch beschrieben stehet." Ein bekannter
Alchimist war Baron Rüessenstein (oder Nüssenstein), der im Jahre 1754
zu Wien die „Chymischen Universal- und Particular-Prozesse auf seinen Reisen
mit 6 Adepten erlernt" herausgab. Der Titel enthält eine alchimistische Versteckspielerei
, wie man sie in allen hermetischen Schriften findet. Die Reise mit den
6 Adepten bezieht sich auf die sogenannte Umwandlung der sechs unedlen Metalle
in Gold. Rüessenstein kaufte einmal für seine Versuche vom Wiener Materialisten
Balthasar Bratel eine bestimmte Menge „saturnische Mineram", die etwas Silber
und Gold enthielt. Damit soll er Gold in schweren Mengen projektiert haben . . .
„Aus diesem Golde habe ich in Wien Münzen schlagen lassen und ein Theil zu
Graetz, ein Theil zu St. Veit, auch zu Salzburg verkauft und habe aus dem
Golde von Gott mir gegeben 150 000 Gulden bei einem Gleichen. Weswegen
Gott zu benedeien u. loben ist. Amen . . . ." Bekannt sind die Dukaten des
Augustinermönches Wenzel Seiler, die aus dem Golde geschlagen wurden, das dieser
im Jahre 1675 in Wien vor Kaiser Leopold I. projektiert haben soll. Diese
Dukaten hatten auf der Rückseite folgende Legende:

„Aus Wenzel Seylers Pulvers Macht
bin ich von Zinn zu Gold gemacht."
Die herrliche Wiener Münzsammlung besitzt übrigens ein Medaillon von ovaler
Form (37 X 40 Zentimeter), das im Jahre 1677 Seiler aus Silber in Gold verwandelt
haben soll. Seiler wurde später geadelt. Nach den neuesten Untersuchungen soll
das Medaillon zum geringsten Teile Gold enthalten.

Im Jahre 1700 wurde in Wien ein Protokoll verfaßt, worin bezeugt wird,
daß der Alchimist Laskaris mit einer geheimen Tinktur Kupfermünzen in Silber
verwandelt hätte. Dieses Dokument, das noch erhalten geblieben ist, wurde von
dem preußischen Gesandten, von dem österreichischen Vizekanzler und mehreren
hochstehenden Persönlichkeiten von Wien unterschrieben. Eine interessante Persönlichkeit
war Johann Konrad v. Richthausen, der im Jahre 1648 in Gegenwart
Ferdinand III. 3 Pfund Quecksilber in 3,5 Pfund Gold verwandelt hatte. Aus
diesem Golde wurde eine Denkmünze geprägt. Ferdinand III. erhob Richthausen in
den Freiherrnstand mit dem Prädikat „von Chaos". Chaos wirkte als Direktor
des Münzwesens der österreichischen Erblande und richtete die Münzämter von
Prag, Brünn, Graz usw. ein. Im Jahre 1663 widmete Chaos sein ganzes Vermögen
(300 000 fl.) einer Stiftung, die in Wien zu einem Erziehungs- und Unterrichtsinstitute
für arme Waisen verwendet wurde. Das Institut befand sich in der Kärntnerstraße
(Kärntnerbasar). Die beiden als Portalzierde verwendet gewesenen Statuen
des Institutes befinden sich gegenwärtig im Museum der Stadt Wien. Chaos starb
im Jahre 1663 zu Schemnitz. Von seiner Grabstätte fehlte jegliche Spur. Erwähnenswerte
Alchimisten des 18. Jahrhunderts sind unter anderen der bekannte
Baron Linden und Alois Wiener Edler von Sonnenfels, der im Jahre 1747 „Splendor
Lucis oder der Glanz des Lichtes" zu Wien erscheinen ließ; ferner Baron Toscano
von Olivier, der Engländer Hilverding, General v. Engelshofen, die Künstler Anton
und Josef Grassi, Josef Graf Thun, Sehfeld, Joh. Ferdinand Graf Kueffstein u. a. m.
Unter der Geistlichkeit war der Jesuitenpater Josef Franz der bedeutendste. Er be-


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