Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 217
(PDF, 170 MB)
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trieb in der alten Wiener Universität physikalische Studien. Bekannt sind seine
Schmelzversuche mit Diamanten. Für die dazu hergestellte Maschine aus drei
großen Brennspiegeln und einem eigenen Uhrwerke wurden „viele Tausende von
Dukaten verlaboriert". Unter den Wiener Rosenkreuzern befand sich ein gewisser
Paul Magnus Schindler, der allerlei „Zaubereien" in den freien Salons zum besten
gab. Dieser nicht einwandfreie Schwarzkünstler gab unter anderem vor, „die
Fähigkeit zu besitzen, sich aus freien Stücken 2 bis 3 Klafter hoch in die Luft
zu erheben und dort 10 bis 15 Minuten herumspazieren zu können". Dieses kuriose
Stückchen leistete er einmal sogar in der Burg. In einem Salon wurde an einem
Deckenhacken eine Börse mit 100 Dukaten angebracht. Wie die Chronik berichtet,
soll Schindler auf seinen „Luftpromenaden" die Börse erreicht haben. Ein ihm verwandter
Rosenkreuzer und Zauberkünstler war Meuchelbeck, der einmal im Salon
der Fürstin Marie Wilhelmine von Auersperg eine „magische Vorstellung" gab. Besonders
tüchtig verstand sich Meuchelbeck auf Geistererscheinungen. Eine solche
Vorstellung gab er in einer warmen, mondhellen Juninacht auf dem „St.-Stephans-
Freythof", wo er zahlreiche Gespenster zitiert haben soll, die einen solchen Lärm
schlugen, daß sämtliche Nachtwächter der inneren Stadt in Aufruhr gebracht wurden.

Professor Henri Bergson über „Gehirn und Seele". Als diesjähriger Präsident
der „Gesellschaft für psychische Forschung" in London, welche hervorragende Gelehrte
des Kontinents und Amerikas zu ihren Mitgliedern zählt, hat Professor Bergson
einen Vortrag gehalten, dessen Inhalt hauptsächlich auf eine Auseinandersetzung
der Bedeutung des Gehirns für das gesamte geistige und seelische Leben des Menschen
gerichtet war. Zunächst warf der Gelehrte die Frage auf, wie es käme, daß das
Studium der menschlichen Psyche immer noch dem Vorurteil und Spott ausgesetzt
wäre, und daß die Männer, die in Laboratorien arbeiten, so häufig psychische Erscheinungen
, die ihnen entgegentreten, ohne Prüfung beiseite setzten. Jede Wissenschaft ist
an ihre Methode gebunden, wie ein Arbeiter an seine Werkzeuge, und die von der psychischen
Forschung verfolgte Methode ist gegenwärtig höchst verschieden von den
Methoden der Naturwissenschaft. Sie hält etwa die Mitte zwischen der Methode der
Geschichtsforschung und der eines Untersuchungsrichters. Bergson bekennt auch, daß
er seinerseits auf einer Prüfung der zahlreichen Fälle während der letzten dreißig
Jahre an eine Telepathie ebenso zu glauben geneigt ist wie an die Tatsachen der
Geschichte oder an die Gesetze, die sich in Urteilen der Gerichtshöfe bekunden. Der
Mann der experimentellen Wissenschaft fühlt immer die Schwierigkeit, aus Erzählungen
und Berichten, namentlich wenn sie von gewöhnlichen Leuten stammen, eine
Wissenschaft zu machen. Das würde anders sein, wenn man einen Wahrheitsbeweis
im Laboratorium antreten könnte. Die Macht der modernen Naturwissenschaft hat
sich dahin geäußert, daß alles, was nicht einer Messung unterworfen werden kann,
ausgeschieden werden muß. Die Wissenschaft hat infolgedessen auch zu dem Glauben
geführt, daß das Gehirn, das doch wenigstens körperlich studiert werden kann,
der Sitz der Seele sei, und seit etwa drei Jahrhunderten hat die Metaphysik daran
gearbeitet, einen vollständigen Parallelismus zwischen dem Leben des Geistes und
dem des Gehirns zu begründen. Die psychische Idee, die auf Messungen überhaupt
verzichten muß, paßt nicht in diese Anschauung, und dadurch hat sie das Vorurteil
und den Spott hervorgerufen. Professor Bergson aber nennt jene Ansicht der „Pa-
rallelisten" eine rein metaphysische Hypothese. Er stützt sich darauf, daß die Versuche
, die einzelnen geistigen Funktionen an bestimmte Teile und Bewegungen des
Gehirns zu binden, bisher recht wenig Erfolg gehabt haben, und daß sogar die Suche
nach dem Sitze der Sprache im Gehirn, auf dessen Entdeckung man sich soviel zugute
getan hat, durch Beobachtungsirrtümer in Mißkredit geraten ist.

Das Gedächtnis faßt Bergson auch nicht derart auf, daß das Gehirn Erinnerun-


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