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Im dunkeln Mittelalter, wo die Naturforschung unter dem Drucke der
Scholastik darniederlag, saß einmal ein Kreis von zopfigen Gelehrten
beisammen. Sie disputierten eifrig über das Problem, ob ein ins Wasser
getauchter Körper an Gewicht verliere oder nicht. Der eine sagte ja, der
andere nein; sie erhitzten sich die Köpfe und kamen zu keinem Resultat.
Endlich verfiel der allergescheuteste der Herren auf den Gedanken, im
Aristoteles nachzuschauen.
So findig aber war keiner von der ganzen Akademie, einfach mit
einer Wage den Streit zu entscheiden.
Ich meine, wenn wir über die Odlehre das Richtige erfahren wollen,
dürfen wir es nicht so machen wie die mittelalterlichen Gelehrten: soviel
ich weiß, steht im Aristoteles, daß der ins Wasser getauchte Körper
nicht an Gewicht verliert; das ist gerade falsch, weil er den Auftrieb der
Flüssigkeit nicht berücksichtigt. Um Auskunft über die Reellität des Ods
zu erhalten, dürfen wir auch nicht in den Büchern der modernen
Aristotelesse (d. h. bei Dubois-Reymond, Joh. Müller u. s. w.) nachschlagen
, die über das Od abfällig geurteilt haben, ohne sich je mit ihm
zu befassen, sondern wir haben uns an die einzig maßgebende Autorität
zu wenden, die Erfahrung.
Okkultistische Umschau.
Die Verbrechen eines amerikanischen Hypnotiseurs. Der Selbtsmord einer
ganzen Familie namens T. A. Turner, der vor kurzer Zeit großes Aufsehen erregte
, fand jetzt durch die Verhaftung ejines Mannes namens J. Q. Farrel, die
Staatsanwalt Collins vornehmen ließ, eine ungewöhnliche Aufklärung. T. A. Turner
in Fort Smith hatte mit seiner Qattin und Tochter vor kurzer Zeit Gift genommen
, ohne daß ein Mensch den Qrund des gemeinsamen Selbstmordes der ganzen
Familie ahnte, zumal Turner sich in glänzenden Vermögensverhältnissen befand
und ein sehr glückliches Eheleben führte. Der Selbstmord stellte sich aber als ein
Verbrechen dar, dessen Entsetzlichkeit niemand geahnt hatte. Während Frau Turner
und ihre Tochter den Wirkungen des Giftes erlagen, erholte sich der
Qatte nach schwerem Krankenlager wieder, so daß er von dem Staatsanwalt über
die Ursachen des Selbstmordes vernommen werden konnte. Er gestand dem Staatsanwalt
, daß er seine Familie unter dem Zwange eines gewissen J. G. Farrel zum
gemeinsamen Selbstmord überredet habe. Farrel, den er seit langer Zeit kannte,
war Spiritualist und Hypnotiseur und hatte auf ihn einen dämonischen Einfluß. In
mehreren spiritistischen Seancen, in denen Turner das Medium war, überredete
Farrel,, der den Reichtum Turners kannte, sein Opfer, mit seiner ganzen Familie
„ins Jenseits zu flüchten", wo ihnen allen paradiesische Freuden winkten. Es sei
aber die Bedingung, daß Turner ihm testamentarisch sein ganzes Vermögen hinterlasse
. Der willensschwache Turner konnte sich, wie er in einem schriftlich niedergelegten
Geständnis erklärte, trotz heftigen Widerstrebens dem entsetzlichen Einflüsse
seines Peinigers nicht entziehen und traf alle Vorbereitungen zur Ausführung
des Mordplanes. Er errichtete, dem Wunsche Farrels gehorsam, ein Testament
, nach dem sein ganzes Vermögen nach seinem Tode dem Hypnotiseur zu-
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