Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 278
(PDF, 170 MB)
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zweifelt werden. Wie im dunkelsten Mittelalter und wie heute noch im dunkelsten
Spanien oder Kalabrien, gibt es auch in der Ville Lumiere feste Anhänger )des Teufelsglaubens
, und vor allen anderen halten die katholischen Kirchenbehörden fest an
ihrem Glauben. Wenn also eine Nonne erscheint und sich beklagt, daß sie nächtlichen
Anfechtungen unterworfen sei, dann wird dafür nicht ein© sehr naheliegende
natürliche Ursache gesucht, sondern der Anfechter ist ganz einfach der Erbfeind
des Menschengeschlechtes, der sich nur durch geistige Waffen vertreiben läßt.
Diese geistigen Waffen besaß in hervorragendem Maße der erwähnte Abbe Boullan.
Bricaud beschreibt eingehend, wie der heilige Mann bei -der Bannung des Teufels
zu Werke ging, aber in einer Zeitung läßt sich das nicht wiedergeben, denn nach
diesen Berichten war Boullan nicht nur ein Teufelsbezwinger, sondern auch ein
Stück Erotomane oder Sadist, dessen Methode man nicht drucken könnte, ohne
mit der Sittenpolizei in Konflikt zu geraten.

Abbe Boullan starb, als er gerade mit Huysmans, Jules Bois und anderen bekannten
Schriftstellern und Satanisten eine großartige Beschwörung in Aussicht
genommen hatte. Die Ärzte entschieden, daß er an einem Herzleiden gestorben sei,
seine Freunde und Genossen aber gaben sich damit nicht zufrieden. Ihrer Ansicht
nach war Boullan das Opfer des bösen Feindes und seiner irdischen Helfershelfer
geworden. Jules Bois veröffentlichte im Gil Blas eine Anklage gegen den Marquis
de Guaita und den sogenannten Sar Peladan, die auf eigene Faust böse Geister
zitierten und denen um Boullan starke Konkurrenz machten. Bois behauptete also
im Gil Blas, der Marquis, der bekanntlich ein böser Hexenmeister sei und in seinem
Hause einen Spiritus familiaris beherberge, wie Paul Adam und mehrere andere
bekannte Schriftsteller aus eigener Anschauung bezeugen könnten, habe den armen
Abbe Boullan behext und durch seine Teufelskünste umgebracht. Der Marquis verteidigte
sich gegen diese öffentlichen Anklagen und schrieb, er habe niemals hexen
können; aber Jules Bois und Huysmans gaben sich damit nicht zufrieden, und der
eine blieb bis zu seinem Tode, der andere ist wahrscheinlich heute noch davon
überzeugt, daß ihr Genosse und Meister in der Teufelsbeschwörung durch die
Schwarzkunst des bösen Marquis vorzeitig der Raub der Hölle geworden sei.

Giftschlangen in der Medizin, Kosmetik und Küche. Eine Verwendung, wie
sie vorstehender Titel andeutet, würde man von Giftschlangen wohl am wenigsten
erwarten. Aber wie die Eidechsen, spielten auch die Giftschlangen in der Heilkunde
von einst eine wichtige Rolle. So kann man die therapeutische Verwendung
der Viper bis in die Zeiten des Hippokrates zurückverfolgen, nach welchem die
Vipernhaut als Heilmittel für jede Art von Flechtenkrankheit galt. Archigenes pries
das Vipernfleisch als Hauptheilmittel gegen den Aussatz. Musa, der Leibarzt des
Kaisers Augustus, wendete es als Heilmittel gegen bösartige Geschwüre an. Besonders
aber fand Vipernfleisch als Bestandteil eines damals vielgebrauchten Universalheilmittels
, des T h e r i a k s , Verwendung. Wir dürfen uns über die mancherlei
Gesundheitsmittel älterer Zeit nicht wundern, wenn wir an die Fülle von Wundermitteln
gegen allerlei Krankheiten, wie sie heute angepriesen werden, denken.
Drei Latwergen standen in früherer Zeit in ganz besonderem Ansehen als allgemeines
Gegengift, das Mithridatium, der schon genannte Theriak und das Em-
plastrum de Vigo. Das von Damokrates, nicht von König Mithridates erfundene
Mithridatium war eines der ältesten Arzneimittel und wird auch heute noch
ab und zu in Apotheken verlangt. Es setzte sich aus 54 verschiedenen Substanzen
zusammen. Meist aber wurde statt dessen der Theriak gegeben. Es war dies
ein Gemisch von Brot, Gummi, Eicheln, zahlreichen scharfen und aromatischen
Pflanzen, Gewürzen und Vipernfleisch und war von dem Leibarzte deis Andro-
machus von Kreta erfunden worden. In besonderem Rufe stand der in Venedig und
in Rom bereitete Theriak. Theriak galt als Blutreinigungsmittel, als Medizin gegen
Krätze, Flechte, Aussatz, Skrofeln, Kropf, als Heilmittel gegen Vergiftungen. Das
als „antidiluvianisches Pulver" in Gebrauch gestandene Emplastrum de Vigo, das


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