Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 301
(PDF, 170 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0308
»Ich, Agnes, geborene Prinzessin von Meran, erblickte am 10. Dezember
1315 auf dem Schlosse zu Meran das Tageslicht. Ich war das
einzige Kind meiner Eltern und hatte aus diesem Grunde mehr freien
Willen, als einem weiblichen Wesen gebührt. Im Jahre 1331 wurde ich
mit dem Grafen von Orlamünde verlobt und ein Jahr darauf mit demselben
vermählt. Aus unserer nicht glücklichen Ehe entsprangen zwei
Kinder, nicht Zwillinge. Im Jahre 1336 wurde unsere Ehe durch ein
weltliches Gericht getrennt. Ich erbaute mir hierauf das Schloß Neuhaus,
bewohnte dasselbe jedoch nur kurze Zeit und verkaufte es an den Grafen
von Rosenberg, weil mich eine neuerfaßte Liebe nach einem andern Ort
drängte . . .

»Ich fand meinen Tod durch menschliche Hand im Jahre 1343 zu
Berlin, nachdem ich vorher meine beiden Kinder ermordet hatte. Seit
jenem Tage bin ich verbannt, mich an den Höfen zu Karlsruhe, Stuttgart
, London, Hannover, Berlin u. a. zu zeigen, um ein gutes oder böses
Ereignis anzudeuten. Bei meinem Ausscheiden aus dieser Welt trat ich
auf die niederste Stufe in jener Welt, stehe jedoch jetzt nicht mehr auf
derselben, sondern bin um zwei Stufen vorgerückt.. . Erlöst werde ich
jedoch niemals werden.«*)

Den weiteren Aufschluß über den Tod und das Jenseitsleben der
unglücklichen Gräfin gab bald darauf am 2. März der angebliche Geist
des ermordeten Sohnes Eduard auf Bitten des Zirkelleiters (vergl.
Hornung S. 224) mit folgenden Trance-Schriften: »Es fällt mir in der
Tat schwer, dir diese Begebenheiten mitzuteilen. Wenn eine Mutter auch
ihre Kinder mordet, so erstickt doch nie kindliche Liebe. Das Leben ist
ja auch in dieser Welt viel schöner als in eurer und Vergeben die schönste
Pflicht. — So höre: Als die Mutter uns Kinder ermordet betrauerte sie
uns und machte die Welt glauben, wir seien eines natürlichen Todes gestorben
. Nach Beendigung der Trauer begab sie sich an den kurfürstlichen
Hof in Berlin. Wenn auch die Stimme des Gewissens für kurze
Zeit unterdrückt werden kann, so schweigt sie doch nicht für immer.
So regte sich denn auch das Gewissen meiner Mutter; sie bekannte reumütig
, uns Kinder einer wahnsinnigen Liebe wegen geopfert zu haben.
— Der Kurfürst, erzürnt über diese Handlung, ließ meine Mutter ins Gefängnis
werfen. Er selbst war der Gegenstand der Liebe meiner Mutter;
er liebte sie aber wirklich nicht, sondern meine arme Mutter sollte nur
seine Sinnlichkeit befriedigen. Während meine Mutter im Gefängnis war,
umschwebten wir allnächtlich den Kurfürsten, von ihm Rechenschaft fordernd
; denn er allein trägt die Schuld zu dieser Handlung. Hätte er
einst nicht gesagt: »Nur vier Augen hindern mich, die schöne Agnes von
Orlamünde zu heiraten,« meine Mutter hätte nie den Schritt begangen.

*) Die letztere Aeußerung deutet noch auf den tiefen Stand und die Hoffnungslosigkeit
der irrenden Seele.


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