Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 318
(PDF, 170 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0325
reves) von einem Freunde mitteilt: Dieser träumt in der Nacht vor seiner
Abreise in die Umgegend von Montbrison, wo er vor 25 Jahren erzogen
worden war, daß er dort an einen Ort ankomme, den er nie gesehen
hatte, und einen Herrn erblicke, dessen Züge ihm fremd waren, der sich
aber mit ihm bekannt macht und sich als einen Freund seines Vaters
vorstellt, den er wohl in seiner Kindheit kennen gelernt haben mochte,
an den er sich aber nicht mehr erinnerte. Welche Ueberraschung nun,
als er nach Montbrison kommt, nicht nur die Lokalität, die er im Traume
gesehen, sondern auch jenen Herrn wirklich zu finden.

Häufig sind die Erzählungen von Personen, die im Schlafe ganze
Seiten aus Dichtern rezitierten oder Tonstücke mit großer Genauigkeit
sangen, ja welche sogar Schriftstücke abfaßten oder ihre Tagesarbeiten
fortsetzten. Alle solche Beobachtungen beweisen die Aktivität des Gedächtnisses
auch während eines relativ bewußtlosen Zustandes.

Während die Vorstellungen und mit ihnen die Erinnerungen in der
Gewöhnlichkeit des Tageslebens oft träge durch das Bewußtsein schleichen
, geschieht es, daß in Augenblicken großer Aufregung, wie z. B. in
Lebensgefahr, ein ganzer Strom von Erinnerungen an uns vorbeijagt und
darunter Bilder aus frühester Jugend wieder mit emportauchen. Auch
in Krankheiten geschieht es, daß ein versunkenes Wissen wieder wach
wird, wie z. B. Knöffel erzählt, daß ein Bauer, der in seiner Jugend
mit dem Sohne des Predigers Griechisch gelernt hatte, in einem Fieberdelirium
zum Erstaunen der Umgebung längst vergessene griechische
Verse zitierte. Diese Vorkommnisse zeigen, daß wir in unserm Gedächtnis
manches tragen oder mit demselben zu reproduzieren imstande
sind, was unserm Bewußtsein spurlos verloren scheint. Daher denn
selbst Maudsley (Physiologie und Pathologie der Seele) sagt: »Alles,
was mit irgend einer Vollständigkeit einmal im Bewußtsein vorhanden
war, wird, wenn es aus diesem verschwunden ist, in der Seele oder dem
Gehirn aufbewahrt und kann irgend einmal in der Zukunft wieder im
Bewußtsein auftauchen— Das Bewußtsein kann uns keine Rechenschaft
geben, in welcher Weise diese verschiedenen Residuen fixiert
werden und wie sie latent in der Seele sich verhalten, aber ein Fieber,
ein Gift im Blut, ein Traum kann augenblicklich Vorstellungen, Tätigkeiten
und Gefühle hervorrufen, die für immer entschwunden schienen
Der Irrsinnige erinnert sich in seinen Delirien oft an Szenen und Ereignisse
, welche ihm bei gesunden Sinnen ganz aus dem Gedächtnis verschwunden
sind; der Fieberkranke rezitiert Stellen in einer Sprache, die
er nicht versteht, aber zufällig einmal gehört hat; ein Ertrinkender sieht
noch einmal in einem Augenblick alle Ereignisse seines Lebens eigentümlich
lebhaft in seinem Bewußtsein aufblitzen.« Mit der letzteren Angabe
spielt Maudsley wahrscheinlich auf den Fall des englischen Admirals
Beaufort an, welcher in den ersten Jahren seines Seedienstes durch Unvorsichtigkeit
ins Meer fiel und hier dem Ertrinken nahe war. Als nun


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