Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 387
(PDF, 170 MB)
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sen, was er sicher und wahrhaft erlebt zu haben glaubte, und fährt dann fort,
wie er zu einer Erklärung für jene nächtlichen Rätsel gekommen sei.

„Noch lange, durch viele Wochen, beschäftigte mich das Qegrübel über
dieses Rätselhafte. Dabei kamen mir oft sonderbare Oedanken. Ich begann an
feststehenden Begriffen zu zweifeln und geriet mit den herkömmlichen Vorstellungen
von Raum und Zeit in Fehde. Etwas Wundersames empfand ich in einer
sinnenden Nacht, die meinen wachen Augen ein Traumbild zeigte: Das Leben
als einen ewigen Strom, in dem mir die Schicksale der einzelnen Geschöpf© nur
als winzige, zueinander gehörende Teilchen erschienen, wie die gemeinsam flutenden
Tropfen in einer großen Woge. Meer und Bach und Nebel, Wolke, Regen,
und wieder Quelle, Bach und Meer — ist das nicht auch ein Einziges? Und die
verwandten Menschen, alle, die das gleiche Blut erfüllt? Die sind doch ein
Einheitliches, ein Ganzes, ein unlösbar Aneinandergewächsenes! So fest gehören
sie im Leben zueinander, daß ein Schauer das Blut des Enkels durchrieselt,
wenn in hundertstündiger Ferne das Blut des Großvaters erkaltet. In meiner
Trauer jubelte ich über die „Erklärung", die ich da für jene unbegreifliche Rätsel-
nacht gefunden hatte." —

Wir sehen hier den gefeierten Autor auf Bahnen wandeln, die auf jenes
Gebiet einmünden, das durch die Entdeckungen eines Durville, Rochas, Kilner
usw. von Jahr zu Jahr jetzt hellen wird. Es will dann nicht viel verschlagen,
wenn Ganghofer damals, außer Stande, eine vollbefriedigende Lösung zu finden,
nachdem er mit Gier alles verschlungen hatte, was er an philosophischen Schriften
erwischen konnte, eines Tages die gesamten Folianten in den Winkel schleuderte
und sich das Wort seines Vaters, der von einer „Umdrehung der Zeitmomente
in einem krankhaft überreizten Gehirn" gesprochen hatte, zu einer
Autorität mit ehernen Füßen werden ließ. War doch unser Dichter damals noch
ein blutjunger Gymnasialschüler, der recht tat, statt philosophischer Rätselraterei
mit flinkem Entschluß sich ein Paar holländische Schlittschuhe zu kaufen und auf
den Eisplatz zu sausen — und suchte er doch auch auf Wegen, die nicht zum
Ziele führen konnten, auf Wegen, die damals überhaupt noch nicht gangbar
waren. Würde sich Ganghofer die Erfahrungen und Tatsachen zu eigen machen,
welche die letzten Jahre auf übersinnlichem Gebiete gebracht haben, so würde
er sicherlich nicht mehr „Ahnungen als ein leeres Wort für Vorgänge im menschlichen
Gehirne bezeichnen, die wir nicht begreifen können." Dann würde er
auch jenen Drang stillen können, das Leitmotiv seiner Jugend, „zu wissen, wissen
, wissen." Und wir sind überzeugt, daß er eines Tages erscheinen wird.
Evoe! Denn diesen Dichter, mit der Lessingschen Schale in der Hand, treibt es
zur Wahrheit, zur reinen, heiligen Wahrheit. Der Suchende wird finden. Uns
Lesern muß es aber einen eigenen Reiz gewähren, den übersinnlichen Spuren in
seinen übrigen Werken oder auch in den folgenden Bänden seines Lebenslaufes,
dessen Abschluß noch nicht vorliegt, nachzugehen. Wenn einer von uns einen
Ganghofer-Band antrifft, der denke an das „tolle, lege," „nimm auf und lies"!
Vielleicht auch der wahrheitsuchende Autor selber, wenn er einem okkultistischen
Werke begegnet, vielleicht denkt er an dieses Wort, das dem Apostel
Paulus, als er noch ein Saulus war, in die Ohren drang, während das Licht ihn
blendete? bwz.

Ein Erlebnis seitsamer Art. In meiner, Kindheit lebte ich auf dem Lande
in einem alten, mehrere Hunderte von Jahren schon stehenden Gutshause. In
diesem Hause herrschte der feste Glaube an einen Schutzgeist, der alle Bewohner
unter seine besondere Fürsorge stellte, so lange sie brav und ordentlich
ihres Weges gingen; waren sie1 aber diebisch, liederlich oder sonst schlecht, so
konnte es geschehen, daß die „Schlüsseljungfrau" sie ihre Macht in unangenehmster
Weise fühlen ließ.


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