Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 441
(PDF, 170 MB)
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Mochten auch die Gelehrten den Aussprüchen des unzünftigen Landfahrers
nur zweifelnden Glauben schenken, sie haben doch mit Begier seine; Aussprüche
verzeichnet, und hinter der zur Schau getragenen Verachtung lauert ein merkbarer
Glauben an seine durch geheime Wissenschaften und Teufelsbund errungenen übermenschlichen
Kenntnisse.

Für die Beachtung, die dem Astrologen Faust von den Männern der Wissenschaft
gezollt wurde, spricht noch ein neues, in mancher Hinsicht höchst wertvolles
Zeugnis, das soeben, der Kustos der Münchener Hof- und Staatsbibliothek, Karl
Schottenloher, ans Licht bringt. In der Riezler-Festschrift der „Beiträge
zur bayrischen Geschichte" berichtet er über die interessantem meteorologischen
Aufzeichnungen, die der Rebdorfer Prior Kilian Leib, ein Zeitgenosse und Gegner
Luthers, von 1513 bis 1531 regelmäßig niedergeschrieben hat. Unter diesen lateinischen
Notizen findet sich auch eine, die verdeutscht lautet:

„Am 5. Juni 1528 sagte Georg Faust von Helmstedt, wenn die Sonne
und der Jupiter in demselben Zeichen ständen, würden Propheten geboren (wie
vielleicht solche seinesgleichen). Er gab sich für einen Komtur des Johan-
niterordens aus, und zwar für den Vorsteher von der „Kommende Heilenstein
an der Grenze Kärntens."

Das Datum dieser Aufzeichnung steht dem eines andern Zeugnisses nahe, das
Faust Mitte Juni 1528 in Ingolstadt, nicht weit von dem bei Eichstätt gelegenen
Rebdorf, verweilen und vor dort ausgewiesen werden läßt. Der Vorname Georg
findet sich in allen früheren historischen Angaben über den Zauberer, und eine
solche astrologische Behauptung, wie Leib sie vermerkt, fällt völlig in den Kreis
seiner Tätigkeit als Sterndeuter.

Ganz neu sind für uns alle weiteren Tatsachen, die in der Notiz berichtet
werden. Von einer Beziehung Fausts zu Helmstedt, das erst 1576 Universitätsstadt
wurde, und zum Johanniterorden war bis jetzt nichts bekannt, und man wird
diese Angaben wohl in eine Reihe mit den vielfachen anderwärts überlieferten
Prahlereien des Landfahrers setzen dürfen, der durch sie seinen geheimnisvollen
Nimbus mit Erfolg zu steigern suchte. Hat er es doch durch dieses renommistische
Gebaren erreicht, daß sein Name vor denen aller der vielen gleichgearteten Gesellen
seiner Zeit erstrahlte uncf endlich durch unsere größte Dichtung der Unsterblichkeit
teilhaftig wurde.

Die abergläubischen Amerikaner. Der bekannte amerikanische Folklorist
Professor Karl Knortz, dessen Bücher über amerikanische Literatur und Urzivili-
sation zu den besten gehören, hat soeben ein Werk: „Amerikanischer Aberglaube
der Gegenwart", ein Beitrag zur Volkskunde erscheinen lassen. Wenn
man das überaus fesselnde Buch durchblättert, so staunt man über die
geradezu gewaltige Fülle des hier zusammengetragenen Materials. Man
sollte eigentlich meinen,' daß der nur auf das Geldmachen und auf das Geschäft
erpichte Amerikaner längst von allem Aberglauben befreit sei und daß es Amerika
auch in dieser Beziehung besser hätte als „unser Kontinent, der alte", und daß man
drüben „aufgeklärter" sei. Aber gerade das Gegenteil scheint der Fall zu sein, und
es ist vielleicht das daraus am besten zu erklären, daß alle Einwanderer aus Europa
seit Jahrhunderten, ob es nun Spanier oder englische Puritaner, Holländer, Iren oder
Deutsche und Italiener oder Slawen waren, ob Katholiken, Protestanten, Hochkirch-
ler oder Juden, sie eben alle ihren heimischen Aberglauben mitbrachten, der sich
drüben noch mit den Überresten des indianischen und dem reichen Quell des Negeraberglaubens
vermengte. So gibt es ein Simmel-Sammelsurium von Aberglauben,
reicher als irgendwo in der Welt. Nirgends wird das klarer, als wenn man Professor
Knortz' Aufzeichnungen über allen Aberglauben liest, in dessen Mittelpunkt
das Kind von seiner Geburt an steht. Auch das Hufeisen als Glückssymbol ist in
Amerika just so populär wie anderwärts. Auch sonst wird der Leser sehr viel Aller-


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