Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 477
(PDF, 170 MB)
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Glanz des Sinnenscheines die Kraft des Ich in Stücke und nichts ist
von ihm übrig als die eitlen Splitter jegliches Augenblickes, die von
einem zum andern mit der wachsenden Menge der Lust und Summe
der Ehren nun immer leerer, dürftiger an jeder echten Befriedigung
werden. Die Voranstellung von Habe und Geld vor der sie erwerbenden
Ehrlichkeit strebsamer Arbeit, Habgier wie Schwelgerei, Schlaffheit, Fadheit
, Gefallsucht und alberne Schöngeisterei, welche die edle Kunst äfft
ohne Mark, alles das gepriesene »Ausleben« als ein bloßes Vertun, in
dem das Ich sich verschwendet in zahmer Flachheit wie in wilden
Leidenschaften, die ganze sittliche Verderbnis, die, ob mehr oder minder,
doch zu allen Zeiten die menschliche Gesellschaft in tausend Krankheiten
schwächte, läßt wohl fragen, wo denn die Stärke und ungebrochene
Einheit unseres Ich wohne. Nicht aber nur, daß auch die jeweils
von der Menschheit anerkannte Ehre und Sitte so oft wanken,
diese Ehre und Sitte schwanken ferner von Zeit zu Zeit und von Volk
zu Volk und die kostbarsten ethischen Begriffe sind dem Wechsel unterworfen
. Eine ewig unverbrüchliche öffentliche Sitte und Sittlichkeit für alle
Menschheit hat es niemals gegeben. Was hier so heißt, gilt dort geradezu für
abscheulich. Die Stimme des Gewissens, wie vernehmbar und wundergewaltig
sie oft rede, ist sie also nicht vielleicht doch nur ein täuschendes
Einbildungs- und Gewohnheitsspiel? Die gegen die Eigensucht der
Besitzenden und Mächtigen sich auflehnende Meinung benachteiligter
Massen urteilt sogar, daß die hohen Worte von Tugend und Religion
bloß weltlichen Ansprüchen als deren allerwehrkräftigste Leibgarde vor-
anziehen. Und wie oft versteckt sich nicht allerdings hinter ihnen die
gleißende Redensart ufld gedankenloser Stumpfsinn!

Und alles dieses zwischen hohem und kleinem, ungemeinem und
gemeinem Wollen geteilte Menschenstreben wird nicht allein des Todes
Beute, sondern es ist schon bei Lebzeiten unausgesetzt Störungen preisgegeben
durch langwierige Krankheiten des Körpers und auch des
Geistes, durch tausendfache ganz unberechenbare Schicksalswendungen,
darunter Widerstand der Mitmenschen wie den unzähmbaren Widerstreit
der Naturelemente, die »das Gebild der Menschenhand hassen.« Blitz
und Sturm und Hagelstreiche, Feuer und Fluten, Vulkanausbrüche und
Erdbeben vertilgen unabwendbar in reißender Eile die langbedachte und
langgeübte für Jahre und die Kette der Jahrhunderte vorausbestimmte Mühe
menschlicher Kunstfertigkeit. Von wunderbarsten Werken der Technik
und Kunst bezeugen nur Trümmer uns noch, wie herrlich groß sie
waren. Vollends das allumworbene Geld, das jedermann für sein Haus
und die Fortpflanzung seines Geschlechtes im Ausblick auf unabsehbare
Fernen oft in der emsigsten, rastlosesten Pflichtarbeit ansammelt, wie
treulos verläßt es oft seine Herren, und fast immer bald die vermeintlich
gesicherten Erben. Es sind seltene Fälle, in denen es die Söhne
zu bewahren und den Enkeln zu überliefern vermögen.


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