Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 486
(PDF, 170 MB)
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einigermaßen die gesetzmäßigen Beziehungen der Symptome — d. h.
des sinnlich Wahrnehmbaren vom Unbekannten — zu den Ursachen,
auf welche sie zurückzuführen sind, zu erkennen. Wir mögen also wohl
Pharmakodynamik und Pharmakotherapie zu den Wissen-
Schäften zählen, aber Medizin selbst, d. h. die Anwendung dieser
Kenntnisse, um Kranke zu kurieren, das ist keine »Wissenschaft
«, sondern das ist essentiell eine Kunst.

Dieser Erkenntnis verleihen eine Reihe unserer hervorragendsten
Autoritäten in der Medizin selber oft in schroffster Weise Ausdruck und
bekennen freimütig, daß dieselbe, was positives Wissen anbelangt, noch
ohne Basis, ohne Verlaß und ohne Gesetz ist und von Irrtümern
und Widersprüchen wimmelt

Somit läuft der Patient, welcher sich einem weniger erfahrenen und
weniger einsichtsvollen Arzte anvertraut, jederzeit Gefahr, daß seiner
Gesundheit »lege artis« durch große Dosen allopathischer Gifte oder
durch gewaltsame Eingriffe aus Unwissenheit oder Täuschung ernstlicher,
nicht wieder gut zu machender Schaden zugefügt werde, was in gleichem
Grade fast bei keinem der vielen anderen Heilsysteme zu befürchten steht,
welche gesetzwidrig heilen, dagegen aber durch die unwiderleglichen
Beweise zahlreicher Erfolge immer mehr an Popularität gewinnen.

Wie nun das Radium die Chemie gezwungen hat, die Möglichkeit
einer Auflösung der chemischen Elemente in einfachere Erscheinungsformen
der Materie, in Aetherschwingungen, elektrische Energie oder
»Elektronen, «zuzugeben und eine »Chemie des Unwägbaren«
(Richet) in Betracht zu ziehen, so wird es auch die Schulmedizin dazu
zwingen, die Lebenstätigkeiten mehr und mehr den Gesetzen der
»strahlenden Materie« unterzuordnen, unsere Aufmerksamkeit
mehr dem Studium der Biologie als der Morphologie der Bakterien
zuzuwenden und an Stelle einer Zellularpathologie eine
Molekularpathologie treten zu lassen. Dadurch wird sie mehr
und mehr zur Einsicht kommen, daß selbst die kleinsten Stoffmengen
bei physiologischen Prozessen oft eine ganz bedeutende Rolle
spielen, wodurch sie dann nicht nur im allgemeinen zu größerer Toleranz
anderen Heilsystemen gegenüber veranlaßt, sondern im besonderen
der Homöopathie geradezu in die Arme getrieben werden wird, wie dies
bei vielen ihrer Vertreter und Anhänger bereits geschehen ist.

Wo ist auch schließlich der Unterschied zwischen einer homöopathischen
Dosis in der dritten, vierten oder zehnten Verdünnung,
welcher von Allopathen jegliche Wirkung abgesprochen wird, und einer
Radiumquelle oder einem Emanationswasser von so und so viel Macheeinheiten
, denen die offenkundigsten Wirkungen zugeschrieben und welche
als »Heilmittel« himmelhoch gepriesen werden?!


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