Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 525
(PDF, 170 MB)
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— 525 —

Ein interessantes Beispiel dieser Art ist dem genannten Werke
Dr. Testes entnommen. Mlle. Clary machte im somnambulen Zustand
genaue Angaben über ihre Krankheit, beschrieb ihre inneren Organe und
konnte den Stand der Krankheit auf Tage hinaus beschreiben. Sie wurde
am 15. Mai in Schlaf gesetzt und sagte auf die Frage: »Wie werden Sie
sich morgen befinden?« — Etwas besser als heute — »Und übermorgen?« —
Ich werde starkes Fieber haben. — »Und am 25. dieses Monats?« — Sehr
schlecht. — »Am 1. Juni?« — Noch schlechter; der ganze Körper wird geschwollen
sein. — Am 2. und 3. Juni? — O, wie krank werde ich sein. —
»Und dann?« — Warten Sie — (Mlle. Clary denkt lange nach; endlich

sagt sie: »Am 4......ich sehe nichts mehr.« Man weckte sie und

sie erinnerte sich an nichts. Man sagte ihr auch keine Silbe. Indes verlief
alles, wie sie es vorausgesagt hatte bis zum 4. Juni, an welchem
Tage sie starb!

Dr. Teste sagt, daß sicher die Somnambule mit den Worten »Ich
sehe nichts mehr« nicht auf ihren Tod anspielte, sie sah nur ihr Schauen
jählings abgebrochen. Man kann also nicht annehmen, daß der Tod
durch Autosuggestion erfolgt sei. Eher ist anzunehmen, daß das subli-
minale Ich wirklich die genaue Erkenntnis des Verlaufs der Dinge erreicht
hatte. Das würde der dritten Hypothese, die in der Einleitung erwähnt
ist, entsprechen und wir hätten hier, sagt Bozzona, eine erste Form
der eigentlichen und wahren Premonition.

Sehr merkwürdig ist folgender Fall:*) Mlle C, eine alte Dame, litt
an Brustkrebs und Tuberkulose der Lungen. In den ersten Tagen des
Jahres 1901 war sie in das Endstadium der Krankheit eingetreten und am
7. Januar 1901 dem Uebel^ erlegen. Vier oder fünf Tage vor ihrem Tode
besuchte sie Dr. Babbillon und fand sie in tiefer Erregung, sie, die bis
dahin ihr Schicksal mit bewunderungswürdigem Mut getragen hatte. Ursache
dieser plötzlichen Umwandlung war ein schwerer Traum, den sie
des Nachts gehabt hatte. Sie sah sich in hereinbrechender Dunkelheit
in einen großen, ihr unbekannten Friedhof gehen, begleitet von ihrem
jungen Mädchen, von welchem sie bis zum Ende mit Aufopferung gepflegt
wurde. Beide schritten die Allee entlang, über die Gräber hinweg
und suchten nach dem Ausgang. Es schien ihnen der Weg stundenlang
und mehr und mehr erfasste sie der namenlose Schrecken, daß sie
diesen traurigen Ort nicht mehr verlassen würden. Endlich bemerkten sie
ein erleuchtetes Fenster und das Mädchen sagte: »Madmoiselle, wir
sind da, es ist das Haus des Wächters.« Dann erwachte die
Träumende. Sie konnte diese Nacht nicht mehr einschlafen, denn so oft
sie es versuchte, kam auch das Traumbild. Einige Tage später starb sie.
Nun ist interessant, daß Mlle. C während ihrer Krankheit in Stunden der
Melancholie mitunter wohl an den Friedhof dachte, in dem sie einst be-

*) Hier im Auszug! (Entnommen den »Annales d. S. P.« 1903.) P.


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