Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 534
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0541
— 534

ganz genau. Ja sie fühlte sogar eine schläfrig machende Wirkung, ohne
daß sie jedoch den Inhalt des Fläschchens als Morphium
erkannt hatte. — Endlich wurde auch ein Versuch betreffend Lesen
aus einem verschlossenen Brief, den Frl. v. B. an die Stirne
hielt, gemacht. Auch dieser, unter Kontrolle gemachte Versuch gelang,
und zwar laut der durch v. Wasielewsky gegebenen ausführlichen
Schilderung in geradezu verblüffender Weise.*)

Diese verschiedenen Versuche und Beobachtungen erinnern teilweise
an ähnliche Versuche und Beobachtungen der alten Mesmeristen,
ferner Reichenbachs u. a., sowie an die durch du Prel, Schrenck-
Notzing und Hornstein mit der jungen Dame »Lina« veranstalteten
Hellsehexperimente. Desgleichen erinnern sie zum Teil auch an Phänomene,
wie sie der Arzt, Dichter und Schriftsteller Justinus Kerner in der
Schrift »Die Seherin von Prevorst«**) beschrieben hat. Und wenn man
jenen eigentümlichen Vorfall aus Swedenborgs Leben, den Kant in
seinem schon so viel erörterten Briefe an Frl. Charlotte von Knobloch
ausführlich erzählt hat und wonach Swedenborg durch Vermittlung
eines Geistes eine alte Quittung entdeckte, nicht, wie Swedenborg es
getan, auf spiritistische Vorgänge, sondern irgendwie auf animistische,
nämlich auf Hellsehen usw., zurückführen will, so würden die oben
geschilderten Fähigkeiten des Frl. v. B. sich teilweise mehr nur in quantitativer
als in qualitativer Hinsicht von jenen Swedenborgs unterscheiden.

Stellen wir nun die Frage, auf welchem animistischen Wege Frl.
v. B. zu ihrem Wissen oder Erkennen oder Empfinden des Inhaltes der
fraglichen Kästchen, Päckchen usw. gelangt sein kann. Zunächst kann
man zur Beantwortung dieser Frage an Telepathie denken. Es würde
hiernach, wenigstens bei vielen oder den meisten der vorgenommenen
Versuche, v. Wasielewsky als unbewußter Agent, Frl. v. B. als Perzipient
anzusehen sein. Ersterer kannte eben den Inhalt der betreffenden
Kästchen, Päckchen, Fläschchen und des Briefes und übertrug seine

*) Herr v. Wasielewsky hat bei Schilderung dieses gelungenen Versuches erwähnt,
er habe schon vor Jahren irgendwo von einem Preisausschreiben für denjenigen gelesen,
der, natürlich unter Kontrolle, ohne Zuhilfenahme der Augen aus einem geschlossenen
Briefe lesen könne. Hieran anknüpfend verweise ich auf die von Dr. Karl Freiherr
du Prel im Verein mit Dr. Karl Qerster herausgegebene Schrift »Professor Dr.
C. Mendel in Berlin und der Hypnotismus« (1890. S. 15 ff.), in deren von du Prel
verfaßten I. Teile die Geschichte des seitens des französischen Akademikers Burdin
ausgesetzten Preises von 3000 Frcs. ausführlich geschildert worden ist. Weiter macht
Prof. Dr. A. Forel in seinem Buche »Der Hypnotismus« (1907. S. 41) Mitteilung über
ein Preisausschreiben seines Vetters Prof. Dr. F. A. Forel, sowie über eines*des
französischen Forschers Pouch et von je 1000 Frcs. Auch erwähnt er, die französische
Akademie habe seinerzeit den »Mesmerianern eine ähnliche Herausforderung gestellt.«
Hier handelt es sich, wie ich glaube, eben um den von du Prel geschilderten Fall
Burdin.

**) Neu herausgegeben von Dr. Karl du Prel in Reclams »Univers, Bibliothek«,
3316-332C).


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0541